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Von Norddeutschland nach Nordengland. Ladydoc wagt im Königreich den Blick über den Tellerrand. Hier bloggt sie über ihre Erlebnisse als „Trainee“ in der Psychiatrie.

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Zeit für Zeugnisse

Dienstag, 18. Februar 2014

Einmal jährlich werden die Hosentaschen auf links gedreht und ein Trainee (=Assistenzarzt) zeigt, was er hat – im übertragenen Sinne. Die Bescheinigungssammelei und regelmäßigen Beurteilungen durch den Supervisor haben danach zwar kein Ende, aber ein „Outcome“. Und das ist für manchen Trainee so angstbesetzt wie die Zeugnisausgabe, denn im Zweifelsfall könnte man „sitzenbleiben“ oder rausfliegen.

Aber von vorne: Es geht um die „Annual Review of Competence Progression“, kurz ARCP. Zunächst gibt es halbjährlich einen strukturierten Report, den Supervisor und Trainee zusammen anhand der gesammelten Nachweise (Beurteilung täglicher Arbeit, Audit, Publikationen, Teilnahme an Konferenzen, etc.) durchgehen. Schon darin erfolgt eine Beurteilung. Anschließend gibt es ebenfalls halbjährliche Treffen mit dem Weiterbildungs-Programmdirektor, der wiederum einen zweiten Report mit Ein­schätzung der Entwicklung des Trainee ausfüllt.

Am Ende eines Weiterbildungsjahres muss der Programmdirektor dann anhand der Reporte eine zusammenfassende Einschätzung mit Empfehlung aussprechen, das sogenannte „Outcome“. Anschließend geht die gesamte Dokumentation an ein ARCP-Panel, welches ebenfalls einen Report verfasst und zumeist der Empfehlung des Programmdirektors folgt, stichprobenartig aber noch einmal detaillierter prüfen und den Trainee dafür vorladen kann.

Wie bei Schulnoten kann man sich bei einem „Outcome 1“ entspannt zurücklehnen, denn es bedeutet eine zufriedenstellende Entwicklung mit Erreichen der Weiterbildungsziele. Bei einer zwei gilt es sich auf den Hosenboden zu setzen, denn hierbei wurden einzelne Weiterbildungsziele nicht erreicht, ohne dass jedoch zusätzliche Weiterbildungszeit erforderlich ist.

Die drei bedeutet bereits, dass zusätzliche Weiterbildungszeit notwendig ist, die vier entspricht einem Rausschmiss aus dem Weiterbildungsprogramm. Allgemein gefürchtet ist auch „Outcome 5“, wenn man sich nämlich grundsätzlich bemüht hat, aber die Dokumentation noch nicht vollständig ist. In diesem Fall gibt es eine kurze Frist zum nachreichen sämtlicher Unterlagen, ansonsten kommt es zum „Outcome 3“.

Ja, die ARCP bedeutet STRESS. Auch wenn dieser Prozess sehr aufwendig erscheint und relativ hohen Druck auf die Trainees ausübt, mag ich daran, dass ich weiß, wo ich in der Weiterbildung stehe. Zudem ist sehr transparent, auf welche Punkte es bei der ARCP ankommt, so dass es kein reiner Schicksals­schlag ist, wenn sich ein schlechtes „Outcome“ einstellt. Die festen ARCP Termine verlangen sowohl Trainees als auch Supervisoren Disziplin bei der Erfüllung, bzw. Lehre der Weiterbildungsinhalte ab.

Für mich war die nach brodelnder Gerüchteküche leicht besorgt erwartete ARCP letztlich Anlass für einen kleinen Höhenflug. Ich habe nicht nur „Outcome 1“, sondern auch noch ein sehr nettes Lob erhalten.

LNS
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