Gesundheit
Amylase: Warum Kauen und Verdauen schlank hält
Montag, 31. März 2014
Schnelles Essen gehört zu den wichtigsten Ursachen für die Adipositas. Dabei ist es vermutlich nebensächlich, ob man Fast Food, Slow Food oder vollwertig isst. Wer die Nahrung in sich hineinschlingt, nimmt nicht nur mehr Kalorien zu sich als andere, bevor die Sättigung eintritt. Auch die verminderte Verdauung im Mund scheint eine Rolle zu spielen, wie jetzt eine Studie zum Einfluss der Amylase-Gene auf das Körpergewicht zeigt.
Amylase ist im Speichel und im Dünndarm für die Verdauung von Kohlenhydraten zuständig. Die Konzentration im Mund und im Bauchspeichel ist genetisch festgelegt durch die Anzahl der Gene AMY1 (Mundspeichel) und AMY2 (Bauchspeichel). Die Zahl der Kopien im Erbgut variiert von Mensch zu Mensch. Ein Team von Genetikern um Tim Spector vom King's College London hat nun herausgefunden, dass die Menschen umso dicker sind, je weniger AMY1-Kopien sie im Erbgut haben. Die Menschen mit den wenigsten Kopien waren achtmal so häufig adipös wie Menschen mit den meisten Kopien.
Dies erscheint zunächst paradox. Man könnte annehmen, dass ein geringerer Grad der Verdauung die Resorption im Darm vermindert. Schließlich werden Kohlenhydrate nur als Einfachzucker resorbiert. Die Erklärung hängt vermutlich mit der Darmflora zusammen. Eine kohlenhydratreiche Kost führt möglicherweise zu einer Vermehrung von Enterobacteriaceae im Darm, die in Studien ebenfalls mit einem Übergewicht assoziiert waren.
Die Zusammenhänge sind bisher wenig erforscht. Es erscheint aber möglich, dass die Flora die Bereitstellung der Kohlenhydrate im Dünndarm beeinflusst. Die neue Untersuchung zeigt erneut, dass Gene einen Einfluss auf das Körpergewicht haben. Gleichzeitig unterstreicht sie, dass die Auswirkungen durch eine Änderung des Essverhaltens vermindert werden könnten. Wer wenig Amylase im Speichel hat, sollte vielleicht länger kauen.