Gesundheit
Darmkrebsprävention: Studie sieht Vorteile für Pescetarier
Mittwoch, 11. März 2015
Die meisten Ernährungswissenschaftler sind sich sicher, dass viele Darmkrebserkrankungen durch Karzinogene in der Nahrung ausgelöst werden. Welche Stoffe dies sind, und wie sie am besten vermieden werden können, ist jedoch umstritten. Eine neue Beobachtungsstudie unter den Siebenten-Tags-Adventisten bringt erneut eine fleischfreie Kost ins Gespräch.
Das Team um Michael Orlich von der Loma Linda University in Kalifornien hat die Daten von 96.354 Mitgliedern der protestantischen Freikirche ausgewertet, die in der Adventist Health Study-2 seit 2002 regelmäßig nach ihren Ernährungs- und Lebensgewohnheiten befragt werden. Schon nach einer Nachbeobachtungszeit von 7,3 Jahren war ein signifikanter Vorteil für eine fleischfreie Kost erkennbar.
Orlich ermittelt eine adjustierte Hazard Ratio von 0,78 für die vegetarische Kost, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,64 bis 0,95 signifikant war. Mit anderen Worten: Vegetarier erkrankten zu 22 Prozent seltener an einem Kolorektalkarzinom. Mit 29 Prozent war die vermeintliche protektive Wirkung gegen ein Rektumkarzinom sogar höher als gegen das Kolonkarzinom, das bei den Vegetariern zu 19 Prozent seltener auftrat. Bei beiden Untergruppen der Darmkrebserkrankung wurde das Signifikanzniveau jedoch verfehlt, so dass hier keine sicheren Aussagen möglich sind.
Die Studie versucht auch die Frage zu beantworten, welche Form des Vegetarismus die beste ist. Mit einer Hazard Ratio von 0,57 (0,40-0,82) hob sich der Pescetarismus, der den Verzehr von Fischen erlaubt, klar vom Ovo-Lakto-Vegetarismus, der Eier und Milch erlaubt, und vom Veganismus ab, der alle Nahrungsmittel tierischen Ursprungs konsequent ablehnt. Beim Ovo-Lakto-Vegetarismus war die protektive Wirkung mit einer Hazard Ratio von 0,82 (0,65-1,02) und beim strengen Veganismus mit 0,84 (0,59-1,19) deutlich geringer und wie die weiten 95-Prozent-Konfidenzintervalle zeigen, auch nicht signifikant. Auch der Semivegetarier erzielt mit einer Hazard Ratio von 0,92 (0,62-1,37) keine protektive Wirkung. Dass ausgerechnet die milde Form des Fleischverzichts beim Pescetarismus mit einer um 43 Prozent verminderten Rate von Darmkrebserkrankungen assoziiert war, wirft die Frage auf, ob ein häufiger Fischkonsum nicht eine zusätzliche protektive Wirkung haben könnte.
Einschränkend muss erwähnt werden, dass sich eine protektive Wirkung aus einer prospektiven Beobachtungsstudie nicht sicher ablesen lässt. Es könnte sein, dass andere nicht in der Auswertung berücksichtigte Lebensweisen für die Assoziation verantwortlich sind.
Sollte die Assoziation allerdings kausal sein, dann könnten die Auswirkungen des Vegetarismus sogar größer sein, als die Zahlen vermuten lassen. Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten legt ihren Mitgliedern nämlich eine vegetarische Ernährung nahe. Auch die Gruppe der Nichtvegetarier verzehrte im Durchschnitt nur zwei Ounces (etwa 56 Gramm) Fleischwaren am Tag. Und die Darmkrebinzidenz war in dieser Gruppe um 27 Prozent geringer als beim Durchschnittsamerikaner, der einen wesentlich größeren Appetit auf Fleischwaren hat.
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