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Gesundheit! Das Internet ist voll von medizinischen Ratschlägen. Viele sind gut gemeint. Manche sind skurril. Nicht alle halten, was sie versprechen. Hinter manchen vermeintlich harmlosen Tipps verbergen sich materielle Interessen. Unser Autor rme recherchiert, was evidenzbasiert ist und was nicht.

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Warum Raucher (manchmal) länger leben

Freitag, 18. September 2015

Rauchen verkürzt das Leben um durchschnittlich zehn Jahre. Dennoch gibt es langjährige Raucher wie den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt, denen die regelmäßige Anflutung von oxidativen und karzinogenen Schadstoffen offenbar nichts anhaben kann. Die Erklärung wird in den Genen vermutet. Genomweite Assoziations­studien (GWAS) sind hier ein beliebtes Forschungsinstrument.

Ein Team um Eileen Crimmins von der Davis School of Gerontology in Los Angeles hat das Erbgut von Teilnehmern der Health and Retirement Study (HRS) untersucht, einer repräsentativen Langzeitstudie zur Gesundheit im Alter. Von den Genvarianten (SNP), die in einer ersten Gruppe von über 90-Jährigen Rauchern häufiger aufgetreten waren, pickte sie für einen Bestätigungstest 215 SNP heraus. Sie waren in einer Netzwerk-Analyse ausgewählt worden, weil sie sich in der Nähe zu Genen befanden, die von ihrer Funktion her die Lebensdauer beeinflussen könnten.

Der Validierungsschritt wurde – mangels Rauchern – an einer größeren Gruppe von Nichtrauchern durchgeführt. Das schränkt natürlich die Aussagekraft ein. Doch die Ergebnisse sind beeindruckend: Ein hoher „polygener Risiko Score“ (PRS), der sich aus der Zahl der SNP ergibt, war mit einer 22 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit (von Risiko möchte man hier nicht sprechen) verbunden, ein Alter von 90 bis 99 Jahren zu erreichen. Die Chance auf ein Alter von über 100 Jahren war sogar um den Faktor 3,3 erhöht. Außerdem war ein hoher PRS mit einem um 11 Prozent verminderten Risiko assoziiert, an Krebs zu erkranken, einer häufigen Todesursache im Alter.

Crimmins schätzt, dass von 100.000 Menschen mit einem hohen PRS (zwei Standard­abweichungen über dem Durchschnitt) 340 ein Alter von 100 Jahren erreichen. Von 100.000 Menschen mit einem niedrigen PRS (zwei Standardabweichungen unter dem Durchschnitt) schaffen dies nur 3 von 100.000.

Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl ist die Aussagekraft der Studie beschränkt. Für einen Gentest zur Lebenserwartung ist es sicherlich noch zu früh. Außerdem sollte nicht vergessen werden, dass der Einfluss der Gene auf die Lebensspanne nur etwa 20 bis 30 Prozent beträgt. Auch für die Träger von Langlebigkeitsgenen gäbe es gute Gründe, auf einen gesunden Lebensstil zu achten.

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