Gesundheit
Warum Small Talk am OP-Ende die Sicherheit des Patienten gefährdet
Mittwoch, 14. Oktober 2015
Operationen sind Teamarbeit und der Erfolg einer Operation hängt von der fallbezogenen Kommunikation der Operateure ab. Am Ende einer mehrstündigen Operation gleitet das Gespräch im OP-Team schnell in einen Small-Talk ab. Doch auch bei vermeintlich einfachen Aufgaben wie dem Verschließen der Operationswunde kann es zu Flüchtigkeitsfehlern kommen, die nicht ohne Folgen bleiben.
Ein Team um Franziska Tschan von der Universität Neuchâtel hat Bauchchirurgen des Inselspitals Bern bei 167 Operationen auf die Finger, oder besser auf den Mundschutz geschaut. Die Experten für Arbeits- und Organisationspsychologie analysierten die Unterhaltungen im OP-Saal und stuften sie als fallrelevant oder fallirrelevant ein. Außerdem beurteilten sie die Ablenkung des Teams.
Das Ergebnis: Je mehr sich die Chirurgen während der Operation dem Fall widmeten, desto geringer war die post-operative Infektionsrate. Ein hoher Anteil von Small Talk erhöhte die Rate der Wundinfektionen um 29 Prozent. Die Ablenkung hatte dagegen keinen Einfluss auf das Risiko.
Da Wundinfektionen gerade in der Bauchchirurgie ein häufiges Problem sind, dürfen die Ergebnisse der Studie unterschätzt werden. Diese Gefahr besteht, weil der Wundschluss technisch nicht sehr anspruchsvoll ist und den meisten Chirurgen leicht von der Hand geht. Das erledigen sie gerne nebenbei. Gerade darin liegt laut Tschan die Gefahr.
Das Phänomen der nachlassenden Aufmerksamkeit in einer vermeintlich weniger heiklen Phase sei auch aus anderen Fachgebieten bekannt: Alpinisten und Schichtarbeiter würden oft beim Abstieg beziehungsweise auf dem Heimweg verunglücken. Bei Ärzten ist dies nach den Ergebnis der Studie nicht anders.