Gesundheit
Ötzi war (vielleicht) magenkrank
Dienstag, 12. Januar 2016
Die kupferzeitliche Gletschermumie, die 1991 in den Ötztaler Alpen in Südtirol gefunden wurde, war, wie heute vermutlich die Hälfte der Weltbevölkerung, mit Helicobacter pylori infiziert. Dies haben jetzt genetische Untersuchungen ergeben.
Der Sammler und Jäger, der vor 5.300 Jahren gestorben war, verfügt bereits über eine dicke Krankenakte. Dazu gehören nicht nur ein Schädel-Hirn-Trauma, gebrochene Rippen und eine Pfeilspitze in der linken Schulter, die von einem tödlichen Kampf in den letzten Lebensstunden zeugen. Ötzi hatte hatte auch Arthrosen und Karies, die ein anstrengendes Leben anzeigen.
Frühere Studien hatten ihm auch eine Laktoseintoleranz und sogar eine Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen attestiert. Jetzt kommt möglicherweise noch eine chronische Gastritis hinzu. Ein Team um den Paläopathologen Albert Zink und den Mikrobiologen Frank Maixner von der Europäischen Akademie in Bozen haben im Magen die Gene des Erregers gefunden, der neben Ulzera auch Magenkrebs auslösen kann.
Der magenpathologische Befund steht jedoch auf wackligen Beinen, da keine Reste der Magenschleimhaut mehr gefunden wurden. Es wurden allerdings Eiweiße gefunden, die typischerweise von neutrophilen Granulozyten gebildet werden. Das könnte auf eine Entzündung der Darmschleimhaut hinweisen.
Man schätzt, dass nur etwa 10 Prozent aller mit H. pylori infizierten Menschen an einer symptomatischen Gastritis erkranken, die dann nach vielen Jahren den Boden für die Entwicklung eines Magenkarzinoms oder die Entwicklung eines MALT-Lymphoms bereiten. Es ist deshalb unklar, ob der etwa 45 Jahre alte Mann sein letztes Mahl aus Fleisch vom Steinbock und wilden Körnern noch genießen konnte.
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