Res medica, res publica

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Gesundheit ist eine öffentliche Sache. Das war schon 1907 so, als William Ewart seine Antrittsvorlesung am St. George's Hospital in London unter den Titel "Res medica, res publica" stellte. Wo muss der Staat handeln und wie? Was bedeuten gesundheitspolitische Vorschläge, wenn man sie zu Ende denkt? Gedanken dazu von Heinz Stüwe, Fachjournalist für Wirtschaft, Sozial- und Gesundheitspolitik.

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Res medica, res publica

Alles easy

Dienstag, 26. Januar 2016

Um die Echtheit und den Wahrheitsgehalt der RTL-Reality-Formate soll es heute nicht gehen. Denn eines ist sicher: Lars Horstmann, der am 25. Januar abends auf RTL als „Undercover Boss“ unterwegs war, gibt es tatsächlich. Er ist Vorstandsvorsitzender der easyApotheke (Holding) AG mit Firmenzentrale in Düsseldorf.

Die Aktiengesellschaft tritt als Franchisegeber für selbstständige Apotheker auf. Die sind als Inhaber der Apotheke an die Vorgaben des easy-Konzeptes gebunden, das große Verkaufsflächen, Standorte an Einkaufszentren mit Parkplätzen vor der Tür und ein breites Sortiment vorsieht. Der Apotheken-Discounter will nichts weniger als die „bekannteste und größte Marke im deutschen Apothekenmarkt“ werden.

Der Weg dorthin ist nicht ganz „easy“, wie beispielsweise die Insolvenz einer easy-Apotheke vor einigen Tagen in Osnabrück zeigt. Immerhin mehr als 100 Apotheken im grünblauen Outfit gibt es schon. Da kann eine RTL-Sendung für den Bekanntheitsgrad nur gut sein.

Und so ließ sich der Vorstandschef von RTL mit Perücke und Bart als Praktikant Sven an verschiedene easy-Standorte zum Probearbeiten schicken. Der für Aufgaben wie kassieren und Regale putzen signifikant unterdurchschnittlich Begabte wurde von seinen Kolleginnen mal leicht ruppig, überwiegend aber sehr zuvorkommend eingewiesen und betreut.

Chefs, so lernt der Zuschauer, sind meist für alles andere als ihren Bürojob schlicht nicht zu gebrauchen. Eine weitere Botschaft: Bei easy arbeiten nette Menschen. Und wenn eine Mitarbeiterin, die sich schon acht Jahre keine Urlaubsreise leisten konnte, mal durch RTL ihren obersten Chef trifft, bekommt sie wie im Märchen nein, keinen Königssohn oder einen Goldschatz, aber doch 14 Tage auf den Malediven.

Solche Großherzigkeit wurde tränenreich in Szene gesetzt, doch die Information kam keineswegs zu kurz. Der Fußboden im Lager einer Versandapotheke sollte nicht uneben sein, erfährt der Zuschauer. Auch, dass ein Kommissionierautomat, der die gewünschte Arznei aus dem Regal holt, so seine Tücken hat. Aber die kompetente Beratung von Patienten? Der Apotheker als Heilberuf? Wurde in der einstündigen Sendung nicht mal erwähnt. Nicht ohne Grund sehen herkömmliche Apotheker den Vormarsch von System-Apotheken mit großer Skepsis. Manche RTL-Zuschauer nun vielleicht auch.  

LNS
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