Gesundheit
Das Zikavirus, das Elend und der Müll
Montag, 1. Februar 2016
Die Bilder von Müttern, die ihre mit Mikrozephalie geborenen Kinder auf dem Arm halten, löst derzeit auch in westlichen Ländern Ängste aus. Dabei besteht in Deutschland derzeit kein Übertragungsrisiko, da die Erkrankung nicht von Person zu Person übertragen wird (auch eine sexuelle Übertragung wäre, sofern sie überhaupt möglich ist, wohl sehr unwahrscheinlich). Deutschland gehört nicht zum Ausbreitungsgebiet der Aedes-Stechmücken, die das Zikavirus übertragen und im Winter wären sie ohnehin nicht aktiv.
Auf den Bildern, die die Medien aus Brasilien und jetzt auch aus Kolumbien übermitteln, fällt auf, dass die Erkrankung in abgelegenen Regionen oder in den Elendsvierteln der Städte auftritt. Dies ist kein Zufall. Die Mücken vermehren sich – anders als die Überträger des West-Nil-Virus – vor allem in kleinen Wasserpfützen, und die gibt es in ärmeren Wohngehenden reichlich.
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Ein Grund ist der Müll, der in vielen Gegenden achtlos weggeworfen wird. Plastikcontainer und alte Reifen sind exzellente Brutstätten der Mücken. Der US-Infektiologe Michael Osterholm von der Universität von Minnesota sieht in der Ausbreitung von Aedes aegypti, die in den letzten Jahrzehnten der aktuellen Zikavirus-Epidemie vorausgegangen ist, auch eine Folge der zunehmenden Vermüllung in vielen ärmeren Regionen der Welt. Zu einer erfolgreichen Vektor-Kontrolle sollte deshalb nicht nur das Versprühen von Insektiziden gehören, die eine unvermeidbare Notfallmaßnahme ist, sondern auch die langfristige Lösung des Müllproblems.
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