Kaum sind wir aus dem praktischen Jahr heraus, passiert unglaublich viel. Die Agenda 2020, welche das Medizinstudium - mal wieder - etwas umkrempeln möchte, die lang überholte Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen im PJ: man könnte diese Liste noch eine ganze Weile fortsetzen. Vieles davon ist gut, die Forderungen kommen spät, aber immerhin haben wir jetzt sehr engagierte Vertreter, die sich diesem Thema annehmen - was unsere Berufsvertretungen bisher jahrelang nicht oder nur erheblich milder getan haben.
Anderes ist streitbar: Ein Vorhaben, das seit längerem zur Diskussion steht ist, das bisherige Wahltertial im praktischen Jahr durch ein Plichttertial oder zumindest ein Pflichtquartal in der Allgemeinmedizin zu ersetzen: Vor allem der Landarztmangel macht dem Land zu schaffen. In Dörfern und Städten fehlen die Hausärzte, allen voran in Mecklenburg- Vorpommern, Sachsen und Thüringen. Da könnte man doch...
Moment: richtig, einfach die jungen Studenten einspannen, die laut Umfragen eben dort n-i-c-h-t für die nächsten fünf Jahre hinmöchten - nicht zuletzt wegen fehlender Strukturen wie Arbeitsplätze für Partner, Kitas und Kultur. Dazu kommt die oft fehlende Perspektive darüber, wer einen im Zweifel wann und wie vertritt - wenn man der einzige Arzt in einem 70 Kilometer Radius ist.
Ein Pflichttertial einführen, sodass jeder Student dort für eine Weile hin muss, denn nach dieser Zeit ist genau dieser Student derjenige, der sich langfristig für eine Ausbildung auf dem Land entscheidet und den Hausarztmangel besiegt.
Im Ernst?
Mag das für fünf, sechs, vielleicht auch 50 Studenten zutreffen - dass dies nicht die Lösung des Problems sein kann, dafür muss man kein Experte sein. Wenn wir in zehn Jahren feststellen, dass immer weniger junge Ärzte die Urologie in Betracht ziehen - gibt es dann einen neuen Plan mit einem Pflichtabschnitt Urologie im PJ?
Dass man die Allgemeinmedizin stärker ins Visier nimmt, ist sinnvoll und an vielen Universitäten bereits Alltag durch ein zweiwöchiges Pflichtpraktikum im Rahmen der Blockpraktika sowie eine hausärztliche Pflichtfamulatur. So weckt man vielleicht Interesse bei Studenten, die das Fach bislang noch nie in Erwägung gezogen haben. Eine mehr als vertretbare Maßnahme bei einem so wichtigen und speziell auf dem Land unterbesetzten Fach.
Aber ein Pflichtabschnitt im PJ, um den Mangel an Assistenzärzten in der Allgemeinmedizin zu beseitigen? Wer kommt auf die Idee, dass durch noch einen Pflichtabschnitt Begeisterung statt einer Abwehrhaltung geweckt wird? Dass man Studenten in einem Studium, das ohnehin von vorne bis hinten verschult ist und die sich auf ihren Wahlabschnitt freuen, hierdurch erfolgreich, das heißt langfristig, akquirieren kann?
Ich habe die Logik dahinter bisher nicht verstanden, sie ist für mich nicht rund, weil sie am falschen Ende ansetzt. Bisher ist ja noch nichts entschieden, aber vielleicht sollte man sich als zukünftiger PJ-Student schon einmal aufs Landleben vorbereiten. Prophylaktisch.
Denkend, dass wir ja anscheinend noch nicht genug Vorgaben im Studium hatten,
grüßt
die PJane
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