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Das PJler-Leben vor der Linse.
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(Nicht nur) ein Test: Eine Momentaufnahme

Freitag, 10. Juni 2016

Ob ich schon einmal einen Mini-Mental-Status-Test durchgeführt hätte, fragt mich mein Assistenzarzt. Nein, hatte ich nicht. Ah, dann könne ich das jetzt mal machen, Moment, sogar gleich zweimal. Der erste Patient – nennen wir ihn Herrn W. – sitzt Zeitung lesend am Tisch, als ich hereinkomme. Er ist alt – nun ja, so wie die Generation unserer Großväter eben. Ich weiß nicht, ob er eine Ausbildung absolviert oder studiert hat, ob er, wie das so ging, schnell irgendwo angelernt wurde, das werde ich ihn gleich noch fragen.

Er wirkt lebensklug, aber bei manchen Dialogen sind uns dann doch kleine Aussetzer aufgefallen, sonst hätten wir vermutlich auch gar keinen Anlass für den Test gesehen. Kleine Aussetzer dürfen sein, aber man weiß ja nie, und schließlich sind wir im Krankenhaus, so läuft das, so ist das in dem Fall sogar wichtig.

Wir wühlen uns von einer Aufgabe zur nächsten, eigentlich ist er gar nicht mal schlecht. Oh, das weiß ich nicht, seufzt er zwischendurch. Nicht schlimm, sage ich schnell, das ist normal, bei dem Test kann man gar nicht alles richtig machen. Nimmt er mir das ab? Zumindest scheint es so, und ihn unglücklich zu machen, dafür ist dieser Test doch nun wirklich nicht da, denke ich. Wir machen auch noch den Uhrentest, das fällt ihm schwer. Aber man sieht eine runde Uhr und Zeiger, nur manche Zahlen, die sind verkehrt. Ich schlucke. Super, danke, sage ich und klaube die Zettel zusammen, Sie haben gut mitgemacht. Wir sehen uns dann heute Nachmittag nochmal.

Im Arztzimmer. Jetzt kommt der einfache Teil, einfach nur noch die Punkte addieren, fertig. Hm, kommt mir niedrig vor. Ich zähle noch einmal, nein, der Wert bleibt gleich, da gibt es nichts zu rütteln. Ein Grenzwert. Nicht Fisch, nicht Fleisch, wobei das ja in dem Fall gar nicht schlecht ist, da nimmt man lieber so etwas als einen eindeutig viel zu niedrigen Wert. Richtig schlimm ist das nicht, das darf schon mal sein in dem Alter, aber ja, es passt schon zu dem, was uns aufgefallen war und ihn wurmt. Ich wurschtle die Blätter in eine Kurve, da bleiben sie erst einmal bis zur Visite, zwischen Laborwerten und Verlegungsanträgen, neben Anamnesebögen und Konsilberichten. Manche Blätter dort drin wiegen schwerer als andere. Man sieht es ihnen nur von Weitem nicht an.

Sich danach mit irgendetwas ohne Grenzwerte beschäftigend

grüßt

die PJane

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