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Gesundheit! Das Internet ist voll von medizinischen Ratschlägen. Viele sind gut gemeint. Manche sind skurril. Nicht alle halten, was sie versprechen. Hinter manchen vermeintlich harmlosen Tipps verbergen sich materielle Interessen. Unser Autor rme recherchiert, was evidenzbasiert ist und was nicht.

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Die größten Verlierer: Warum Diäten langfristig misslingen

Freitag, 13. Mai 2016

Ein Viertel der deutschen Bevölkerung ist heute fettleibig. Viele verfolgen mit Neid und Begeisterung die Diätbemühungen der Teilnehmer von Reality-Shows wie beispielsweise „The biggest loser“ auf SAT1. Ein ähnliches Format mit dem gleichen Titel lief vor sechs Jahren mit großem Erfolg im US-Fernsehen. Der Sieger, Danny Cahill, hatte damals in sieben Monaten 239 Pfund verloren. Seither hat er wieder mehr als 100 Pfund zugelegt, obwohl er sich, wie Cahill den Reportern der New York Times versicherte, bemüht hatte, sein Gewicht zu halten. Die Erklärung für den Rückfall liefert eine Studie des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK), die kürzlich in Obesity (2016; doi: 10.1002/oby.21538) veröffentlicht wurde. 

Das Team um Kevin Hall konnte 14 der 16 Teilnehmer von „The biggest loser“ nachuntersuchen. Bei allen war auch sechs Jahre nach dem Ende des Diätmarathons der Grundumsatz erniedrigt: Ihr Körper verbrauchte in Ruhe circa 500 Kilokalorien weniger als eine Vergleichsperson gleichen Gewichts, die sich keiner Diät unterzogen hat. Bei einem normalen Kalorienverbrauch eines Erwachsenen von 2.000 Kilokalorien bedeutet dies, dass Cahill und seine Mitstreiter auch heute noch mit einem Viertel weniger Kalorien auskommen als Gleichgewichtige. Die Forscher bezeichnen die Anpassung als „metabolische Adaption“ oder „adaptive Thermogenese“. Sie macht jede Diät zu einer langfristigen Tortur, bei der es eigentlich nur Verlierer geben kann. Menschen, die einmal adipös waren, bleiben es, auch wenn sie ihren BMI deutlich gesenkt oder sogar normalisiert haben.

Warum und auf welche Weise der Körper über Jahre den Grundumsatz senkt, ist nicht bekannt. Interessanterweise tritt dieses Phänomen nach bariatrischen Operationen nicht auf. Menschen mit einem Roux-en-Y-Bypass nehmen auch langfristig nicht wieder an Gewicht zu. In einer Studie hatten sich die Teilnehmer ein Jahr nach der Operation von der „metabolischen Adaption“ erholt. Dieses Phänomen wurde kürzlich auch in einer tierexperimentellen Studie (Obesity 2016; 24: 654-60) nachgewiesen. Der Wirkungsmechanismus ist derzeit nicht bekannt.

Auch unter medizinischer Begleitung sind Diäten langfristig schwierig. Dies zeigen die Erfahrungen aus dem Diabetes Prevention Program und der Look AHEAD-Studie. Drei Jahre nach dem Ende des Diabetes Prevention Program hatten nur 37 Prozent der Teilnehmer das Ziel einer mäßigen Gewichtsreduktion um 7 Prozent halten können. Eine Nachuntersuchung der Look AHEAD-Studie ergab, dass nach acht Jahren nach dem Ende der Studie nur 27 Prozent der Teilnehmer die Gewichtsreduktion um 10 Prozent aufrechterhalten hatten. Die anderen hatten den Kampf gegen ihr Übergewicht verloren.

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