Pflegers Schach med.
Springer so groß wie Elefanten
Freitag, 17. Juni 2016
Das 24. Ärzteschachturnier mit über 140 Teilnehmern vom 22. bis 24. April in Bad Neuenahr war einmal mehr rundum gelungen. Die freundschaftliche und trotz der Kämpfe am Brett entspannte Atmosphäre lässt fast alle „Altgedienten“ ein ums andere Mal wiederkommen und ermuntert „Neulinge“, desgleichen zu tun. Beispielsweise will Dr. Alexander Schoucair, der ebenso gern kocht wie Schach spielt, beim nächsten Mal gar – wie viele andere – mit der ganzen Familie kommen.
Dr. Schoucairs Wurzeln liegen im Libanon, mit Emphase und Wehmut zugleich beschwört er die alten Zeiten an der Deutschen Schule in Beirut, in der wirklich noch die deutschen Klassiker wie Goethe, Schiller und Eichendorff in Ehren gehalten wurden – vermutlich mehr als in Deutschland selbst. Und er vermittelte auch Einblicke in die derzeit höchst angespannte Lage dieses kleinen Landes, das bei etwas über vier Millionen Einwohnern eine Million Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen hat.
Etliche Teilnehmer kümmern sich hierzulande um Flüchtlinge, so wie Dr. Gunnar Riemer, dessen abenteuerliches Leben ihn über Persien und Norwegen (ich berichtete bereits im Deutschen Ärzteblatt über ihn) wieder zu seinen deutschen Ursprüngen als Neurologe nach Berlin zurückgeführt hat. Ehrenamtlich dort in der Kirche tätig, hatten sie Flüchtlinge aus Afghanistan (dessen Sprache dem Persischen ähnelt) und anderen Ländern eingeladen, doch irgendwann erschöpfte sich der notgedrungen oft mühsame Austausch. Bis man das Schachspiel „entdeckte“. Auf einmal waren bei prächtiger Stimmung alle dabei.
Kein Wunder, schließlich liegen die Ursprünge des „Königlichen Spiels“ in Indien und Persien. Der große persische Dichter Firdausi schildert in seinem „Buch der Könige“ vor tausend Jahren, wie eine indische Delegation mit dem Brett von 64 Feldern und den 32 Figuren an den persischen Königshof kommt. Sollte es den Persern nicht gelingen, innerhalb einer Woche die Regeln des Spiels zu ergründen, müsse das Land der indischen Krone Tribut zahlen. Der König rief all seine Gelehrten zusammen, die ob der Schwere der Aufgabe zunehmend verzweifelten. Doch am letzten Tag fügte sich endlich eins ins andere, vereint fand man das Regelwerk, und das Land blieb von den Abgaben verschont.
Mit Kopf also, aber auch mit Herz. Nicht nur als Fußnote sei vermerkt, dass die „persische Delegation“ mit ihrem unvergleichlichen Humor das Turnier immer belebt.
Unwillkürlich denke ich hier an meinen leider schon verstorbenen Freund Dr. Modjtaba Abtahi, Chefarzt der Unfallchirurgie des Prosper-Hospitals in Recklinghausen, der bei schönen Kombinationen hellauf jauchzen konnte und mir einmal, als er aus schier hoffnungsloser Lage noch gewann, die Rettung erläuterte: „Weißt du, Helmut, mein Springer auf c6 wurde größer und größer, am Schluss war er so groß wie ein Elefant!“
Diagramm
(wKg3, Dd3, Lc3, Le6, Bb5, c4, d5, e3, g4, h3;
sKg8, De7, Tf7, Se8, Sf3, Bb6, c7, d6, g5, h6)
Als Dr. Riemer in dieser Stellung auf der „falschen“ Seite des Brettes mit leider nicht elefantengroßen Springern saß, bat er dennoch darum, die Schlusskombination von Dr. Konstanz Miehe als Weißem zu veröffentlichen, weil ihm die ästhetische Mattführung so gut gefiel. Wie setzte Weiß in spätestens vier Zügen matt?
Lösung zeigen
Nach 1.Dg6+! Kf8 (wegen der Fesselung des Turms scheiterte auch 1...Sg7 2.Dxg7 matt) 2.Dxh6+ gab Dr. Riemer auf, weil er nach 2...Tg7 (2...Sg7 3.Dh8 matt) 3.Dh8+ Tg8 4.Dxg8 matt wäre.