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Gesundheit! Das Internet ist voll von medizinischen Ratschlägen. Viele sind gut gemeint. Manche sind skurril. Nicht alle halten, was sie versprechen. Hinter manchen vermeintlich harmlosen Tipps verbergen sich materielle Interessen. Unser Autor rme recherchiert, was evidenzbasiert ist und was nicht.

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Daumenlutschen und Nägelkauen schützen vor Allergien

Dienstag, 12. Juli 2016

Daumenlutschen ist beim Menschen eine natürliche Gewohnheit. Schon im Uterus stecken die Feten den größten Finger gerne in den Mund. Für Säuglinge ist es ebenfalls normal, den Daumen zu benutzen, wenn der Schnuller nicht erreichbar ist. Je älter die Kinder sind, desto beunruhigter sind die Eltern. Im Vorschul- und Grundschulalter wird die Gewohnheit selten geduldet. Verzweifelte Eltern wenden sich an Psychiater oder Zahnärzte, da sie eine gestörte psychische Entwicklung oder eine Störung des Zahnbildes befürchten. 

Eine Untersuchung neuseeländischer Forscher kommt jetzt zu einer anderen Einschätzung. Bob Hancox und Team haben die Daten der Dunedin Multidisciplinary Study ausgewertet, die seit Anfang der 1970er Jahre eine Gruppe von etwa tausend Personen seit der Schwangerschaft ihrer Mütter begleitet. Im Alter von fünf, sieben, neun und elf Jahren wurden die Mütter danach befragt, ob ihre Kinder am Daumen lutschen oder an den Fingernägeln knabbern, einer weiteren gesellschaftlich verpönten Angewohnheit.

Wie Stephanie Lynch, Universität Otago und Mitarbeiter berichten, erkrankten Kinder, die häufig am Daumen lutschen oder an den Fingernägeln knabbern, später seltener an allergischen Erkrankungen: Im Alter von 13 Jahren hatten 38 Prozent der Kinder, die ihre Daumen gelutscht hatten oder ihre Nägel anknabberten, eine positive Reaktion in einem Prick-Test. Bei Kindern ohne diese Angewohnheit waren es 49 Prozent. Lynch errechnet eine Odds Ratio von 0,67 mit einen 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,48 bis 0,92, nach der Daumenlutschen und Nägelkauen mit einer um 39 Prozent verminderten allergischen Sensitivierung verbunden ist. 

Selbst im Alter von 32 Jahren war noch eine protektive Assoziation (Odds Ratio 0,61; 0,46-0,81) nachweisbar. Lynch konnte aufgrund der genauen Befragungen einige andere Einflussfaktoren wie Geschlecht, Allergien bei Eltern, Haustierhaltung, Stillen und Rauchen der Eltern ausschließen. Eine „Schutzwirkung“, die eine prospektive Beobachtungsstudie nicht zweifelsfrei belegen kann, ließe sich problemlos über die Hygiene-Hypothese erklären, nach der die Exposition mit Antigenen in den ersten Lebensjahren zu einer Toleranzentwicklung führt, die späteren Allergien vorbeugt.

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