Gesundheit
China: Hypertonie und andere Folgen der Öffnung zum Westen
Dienstag, 16. August 2016
Die Öffnung des Landes zum Westen hat zwar die Wirtschaft vorangebracht, der Gesundheitszustand der Chinesen hat sich jedoch nicht unbedingt verbessert. Viele Chinesen sind dem Lebensstil des ehemaligen Klassenfeindes schneller verfallen, als dies dem großen Vorsitzenden vermutlich lieb gewesen wäre.
Die Bevölkerung ist nicht mehr schlank und sie bewegt sich zu wenig. Der Body-Mass-Index ist parallel zum Wirtschaftswachstum gestiegen. Die Arbeitskleidung aus der Mao-zeit passt schon lange nicht mehr und die Fahrräder wurden durch Autos ersetzt. Gleichzeitig halten vor allem viele Männer an dem in Ostasien verbreiteten Tabakkonsum fest. Mehr als die Hälfte der erwachsenen Männer sind Raucher, deutlich mehr als im Westen.
Die Folgen zeigen sich im China Health and Nutrition Survey, der regelmäßig die Ernährungsgewohnheiten und den Gesundheitszustand der Bevölkerung erfragt. Am deutlichsten sind die Veränderungen beim Blutdruck. Hatten 1979 gerade einmal 7,7 Prozent der erwachsenen chinesischen Bevölkerung eine arterielle Hypertonie, sind es inzwischen 33,5 Prozent.
Frank Hu von der Harvard Medical School in Boston kommt in seiner Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die arterielle Hypertonie 2011, dem letzten Jahr der Untersuchung, für 3,1 Millionen Herzinfarkte oder Schlaganfälle verantwortlich war. Insgesamt 1,4 Millionen kardiovaskuläre Ereignisse führt Hu auf zu hohe Cholesterinwerte und 0,9 Millionen auf einen zu hohen Blutzucker zurück. Tabakrauchen erklärte 1,3 Millionen Ereignisse.
Auch die Ernährung hat sich verschlechtert. Fastfood-Gerichte mit viel Fleisch, viel Salz sind beliebter als die traditionelle chinesische Kost aus Reis und Gemüse. Die Chinesen werden deshalb immer dicker. Der Anstieg des Body-Mass-Index hat laut Hu zwischen 1991 und 2011 zu einer Zunahme der Herz-Kreislauf-Ereignisse um 0,5 bis 1,1 Millionen geführt. Die fehlende körperliche Aktivität erklärt laut der Studie weitere 0,7 Millionen Ereignisse.
Am Ende hat China auch in diesem Bereich den Westen eingeholt: im Jahr 2011 wurden 3 Millionen der insgesamt 6,8 Millionen Todesfälle von Chinesen über 35 Jahre durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgelöst. Das entspricht einem Anteil von 44 Prozent, der damit genauso hoch ist wie etwa im europäischen Durchschnitt.
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