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Vom Arztdasein in Amerika

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Das Staatsexamen wurde 2007 abgelegt, und nicht nur die Frage der Fachrichtung, sondern auch die des Arbeitsortes musste beantwortet werden. Nachdem das Assistenzarztdasein in Frankreich und Deutschland ausprobiert wurde, ging es nach Minneapolis im Jahr 2009. Es schreibt Dr. Peter Niemann über seine Ausbildung zum Internisten (sowie der Zeit danach) und über die Alltäglichkeiten, aber auch Skurrilität eines Arztlebens in USA.

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Vom Arztdasein in Amerika

USA: Gründe wieso das Gehalt der Internisten um 19 Prozent anstieg

Montag, 7. November 2016

Krankenhausinternisten waren wenig überrascht als jüngst bestätigt wurde, was die meisten schon seit einiger Zeit bei sich und ihrem Geldbeutel bemerkt haben: Ihr Gehalt ist in den letzten vier Jahren um 19% angestiegen, also knapp 5% pro Jahr. Das Durchschnittsgehalt wird mittlerweile bei 278.471 US-Dollar angegeben, wobei naturgemäß die Ärzte an akademischen Zentren und dem Veteranensystem oft weniger verdienen, Ärzte in Privatkrankenhäusern meist mehr.

Auch viele andere Fachrichtungen haben deutliche Steigerungen erlebt wie z.B. die Hausärzte um 15% und für alle Fachrichtungen lag die Gehaltszunahme bei 10,68% für die zurückliegenden vier Jahre. Quelle: http://www.mgma.com/practice-resources/mgma-connection-plus/online-only/2016/june/hospitalist-compensation-increases-as-demand-increases.

Macht Geld glücklich? Das nicht und deshalb liegt das Augenmerk dieses Textes weder auf der Beschreibung dieses pekuniären Sachverhaltes noch was meine Kollegen mit diesen Extraeinnahmen machen, sondern was ich als Ursache für diese Entwicklung, letztlich ein Beweis für die machtvolle Position des Arztes innerhalb der Gesellschaft, ansehe. Denn mancher europäische Kollege wird sich wohl fragen wieso er nicht solch einen deutlichen Zuwachs hatte, wieso z.B. ein internistischer Oberarzt in Deutschland knapp 110.000 Euro in seinen ersten Arbeitsjahren und somit deutlich unter dem Niveau eines US-Kollegen verdient.

Erstens ist die Zuwanderung von Ärzten von außerhalb der USA viel begrenzter und somit der Konkurrenz- und Gehaltsdruck niedriger. Während ein polnischer oder tschechischer Arzt ohne große Hürden in Deutschland arbeiten kann, auch z.B. syrische oder afghanische Ärzte nur mit begrenztem Aufwand meist problemlos eine Stelle als Arzt finden können, so müssen in den USA alle landesfremden Ärzte nicht nur alle US-Staatsexamina ablegen, sondern die gesamte fachärztliche Weiterbildung durchlaufen. Das führt zu einer Kontingent- und Zuwanderungsbegrenzung.

Zweitens haben die US-Ärzte starke Lobbyorganisationen aufgebaut die maßgeblich bei der Gesetzgebung mit am Tisch sitzen. Dadurch sind Krankenkassenvergütungen, Gesetze welche das Gesundheitssystem betreffen und vieles mehr geprägt vom starken Mitspracherecht der Ärzteschaft. Viele meiner Kollegen unterstützen mehrere Lobby­organisationen, und es gibt auch diverse Ärzte auf verschiedenen Ebenen des politischen Systemes.

Weiterhin wird aktiv Forschung betrieben, die nahelegt wie wichtig und positiv die Effekte von diversen Ärztegruppen auf Qualitätsindikatoren sind. Zum Beispiel gibt es reihenweise Veröffentlichungen welche nicht nur Qualitäts- und Effizienzver­besserungen, sondern auch Kostenersparnisse aufzeigen, wenn man Internisten einstellt die ausschließlich im Krankenhaus tätig sind statt des klassischen Belegbettsystems. Das erklärt dann auch, wieso die Gehälter der als Hospitalisten bezeichneten Ärzte so deutlich angestiegen sind, weil man in ihnen Effiziengewinne sieht.

Darüber hinaus wächst und altert die Bevölkerung, was natürlich zu einem erhöhten ärztlichen Bedarf führt, wie auch die Ausweitung der Krankenversicherung mit einem entsprechenden Mehrbedarf. Zuletzt arbeiten Ärzte auch etwas weniger als früher, weahalb auch hier mehr Ärzte vonnöten sind. Ein weiterer Grund ist auch die zunehmende Spezialisierung aller Fachrichtungen.

All diese Faktoren führen zu einer starken Position des Arztes im US-Gesellschafts­system. Er ist dadurch in einer sehr guten Ausgangslage um nicht nur für die Rechte der Patienten, sondern auch seine eigenen zu kämpfen. Eine davon ist eben die Vergütung und deshalb gab es eine 19%-Gehaltssteigerung in den letzten vier Jahren, sehr beachtlich. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit bis die 300.000 US-Dollar-Grenze beim Internisten geknackt wird.

LNS
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