Vom Arztdasein in Amerika
Ein Besuch beim Kinderarzt
Donnerstag, 8. Februar 2018
Mein jüngstes Kind wirkt kerngesund, entwickelt sich prächtig und beginnt, erste Schritte zu laufen. Sie isst gut, lacht viel, schläft zwar nicht unbedingt so gut, wie man es sich erhofft, aber eben wie man es von einem knapp zehn Monate alten Säugling erwartet. Mit anderen Worten sind wir mit ihrer Gesundheit sehr zufrieden, und als wir Eltern vom Kinderarzt aufgefordert wurden, zu einer Routineuntersuchung zu kommen, wussten wir nicht, ob das notwendig sei, kamen aber der Bitte nach. So gingen wir also zur Praxis zum vereinbarten Termin, ließen die Kleine wiegen und messen, den Blutdruck und die Herzfrequenz bestimmen, den Kinderarzt sie von oben bis unten untersuchen und dann noch etwas Blut abnehmen, um den Anteil der roten Blutzellen, also dem Hämoglobin, wie auch den Bleispiegel bestimmen zu lassen, alles Teil einer Routineuntersuchung.
Nach einer halben Stunde Gesamtpraxiszeit waren Kind und Mutter wieder auf dem Heimweg, nur ein kleines Pflaster und getrocknete Tränenspuren im Gesicht zeugten vom Besuch beim Arzt, als ich etwas später nach Hause kam und mir die Bestätigung anhörte, dass unsere Tochter sich gut und gedeihlich entwickelt.
Umso überraschender dann die horrende Arztrechnung für diese Bestätigung, und sie steht beispielhaft für die Sicht des Patienten auf den medizinischen Alltag: Abnahme von Blut durch eine Phlebologin kostet uns 34 US-Dollar (dauerte eine Minute), die Bestimmung des Hämoglobinwerts 67 und Bleispiegels 112 US-Dollar, alles Dinge, die von einer Maschine automatisiert gemacht werden. Für den Arztkontakt selber, der etwa zehn Minuten insgesamt dauerte, wurden uns 186 US-Dollar berappt, sodass eine Gesamtsumme von 399 Dollar in Rechnung gestellt wurde, wobei 267,60 von meiner Krankenversicherung bezahlt wurden und ich somit „nur“ noch 131,40 zu entrichten habe.
Die Gesundheit meiner Kinder ist mir sehr wichtig, doch selbst ich als gut verdienender Arzt werde mir beim nächsten Mal überlegen, ob ich nicht lieber auf einen solchen Arztbesuch verzichten möchte.
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