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Vom Arztdasein in Amerika

Vom Arztdasein in Amerika

Das Staatsexamen wurde 2007 abgelegt, und nicht nur die Frage der Fachrichtung, sondern auch die des Arbeitsortes musste beantwortet werden. Nachdem das Assistenzarztdasein in Frankreich und Deutschland ausprobiert wurde, ging es nach Minneapolis im Jahr 2009. Es schreibt Dr. Peter Niemann über seine Ausbildung zum Internisten (sowie der Zeit danach) und über die Alltäglichkeiten, aber auch Skurrilität eines Arztlebens in USA.

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Vom Arztdasein in Amerika

Die Gesundheitskosten steigen und steigen

Montag, 5. Februar 2018

Meine Kollegen und ich spekulieren schon seit Längerem, wie hoch der Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandprodukt (BIP) für das Jahr 2017 sein wird. „Das ist doch wirtschaftlich nicht mehr tragbar, das wird die neue Krise hervorrufen“, meint ein Kollege: 17,9 Prozent des Bruttoinlandproduktes wurden im Jahr 2016 für das Gesundheitswesen in den USA ausgegeben, also ein Zuwachs um 4,3 Prozent auf mittlerweile insgesamt 3,3 Billionen US-Dollar Kosten pro Jahr. Mit anderen Worten zahlen – auf direkte und indirekte Art und Weise – 325 Millionen Amerikaner pro Kopf knapp 10.348 US-Dollar (circa 9.000 Euro) für ihre Gesundheitsversorgung, eine wirklich enorme Summe.

Man erwartet für das Jahr 2017 einen weiteren Anstieg und dass dann das amerika­nische Gesundheitswesen 18,1–18,2 Prozent des BIP ausmachen wird. Andere Länder haben zwar auch einen hohen Anteil, Deutschland und Österreich liegen zum Beispiel bei knapp elf Prozent, die Schweiz etwas unter zwölf Prozent des BIP, doch inter­national sind die USA Spitzenreiter bei den Gesundheitskosten und ihrem Anteil am Bruttoinlandsprodukt.

Wo geht das ganze Geld denn hin? Warum sind die Kosten so hoch? Die Bevölkerung ist zwar statistisch gesehen adipöser, ernährt sich ungesünder und hat ein größeres Problem mit Drogen, es gibt mehr Verkehrsunfälle, Schusswaffen und eine hohe Selbst­mordrate, die Angestellten im Gesundheitsbereich verdienen gut und die Medikamentenpreise sind hoch, dennoch ist und bleibt uns Ärzten unklar, warum die USA so viel Geld für das Gesundheitssystem ausgeben. Dieses System ist nicht mehr lange tragbar, das wissen wir alle, und es knirscht im Gebälk des Gesundheitswesens. Daher wünschen wir Ärzte uns für das Jahr 2018 eine Gesundheitsreform, auch wenn sie für uns unter Umständen schmerzhaft sein wird. Auf die lange Bank kann das nicht mehr geschoben werden.

Kommentare

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Avatar #87253
Aedes
am Samstag, 24. Februar 2018, 18:31

Die Bevölkerung hat ein Problem mit Drogen?

Das OxyContin wurde von "der Bevölkerung" also nach Lektüre des Reader’s Digest bei Amazon geordert?

Kurz gegoogelt:

"From 1996 to 2002, Purdue more than doubled its sales force and distributed coupons so doctors could let patients try a 30-day free supply of these highly addictive drugs.
Prescriptions issued for OxyContin in the US increased tenfold over those six years, from 670,000 a year to more than six million."
https://www.theguardian.com/us-news/2017/oct/25/americas-opioid-crisis-how-prescription-drugs-sparked-a-national-trauma

Dachte ich's mir doch.

Aber klar, das Problem sind die bösen adipösen Junkies!
Avatar #669340
Heure bleue
am Donnerstag, 8. Februar 2018, 09:20

Doctor you is coming

Die Wende ist nahe, siehe die aktuelle Ausgabe des " The Economist".
LNS

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