Vom Arztdasein in Amerika
Die Gesundheitskosten steigen und steigen
Montag, 5. Februar 2018
Meine Kollegen und ich spekulieren schon seit Längerem, wie hoch der Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandprodukt (BIP) für das Jahr 2017 sein wird. „Das ist doch wirtschaftlich nicht mehr tragbar, das wird die neue Krise hervorrufen“, meint ein Kollege: 17,9 Prozent des Bruttoinlandproduktes wurden im Jahr 2016 für das Gesundheitswesen in den USA ausgegeben, also ein Zuwachs um 4,3 Prozent auf mittlerweile insgesamt 3,3 Billionen US-Dollar Kosten pro Jahr. Mit anderen Worten zahlen – auf direkte und indirekte Art und Weise – 325 Millionen Amerikaner pro Kopf knapp 10.348 US-Dollar (circa 9.000 Euro) für ihre Gesundheitsversorgung, eine wirklich enorme Summe.
Man erwartet für das Jahr 2017 einen weiteren Anstieg und dass dann das amerikanische Gesundheitswesen 18,1–18,2 Prozent des BIP ausmachen wird. Andere Länder haben zwar auch einen hohen Anteil, Deutschland und Österreich liegen zum Beispiel bei knapp elf Prozent, die Schweiz etwas unter zwölf Prozent des BIP, doch international sind die USA Spitzenreiter bei den Gesundheitskosten und ihrem Anteil am Bruttoinlandsprodukt.
Wo geht das ganze Geld denn hin? Warum sind die Kosten so hoch? Die Bevölkerung ist zwar statistisch gesehen adipöser, ernährt sich ungesünder und hat ein größeres Problem mit Drogen, es gibt mehr Verkehrsunfälle, Schusswaffen und eine hohe Selbstmordrate, die Angestellten im Gesundheitsbereich verdienen gut und die Medikamentenpreise sind hoch, dennoch ist und bleibt uns Ärzten unklar, warum die USA so viel Geld für das Gesundheitssystem ausgeben. Dieses System ist nicht mehr lange tragbar, das wissen wir alle, und es knirscht im Gebälk des Gesundheitswesens. Daher wünschen wir Ärzte uns für das Jahr 2018 eine Gesundheitsreform, auch wenn sie für uns unter Umständen schmerzhaft sein wird. Auf die lange Bank kann das nicht mehr geschoben werden.
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.