Gesundheit
Husten und Niesen nicht erforderlich: Grippe-Viren werden durch einfache Atemluft übertragen
Montag, 22. Januar 2018
Eine Ansteckung mit Grippeviren lässt sich kaum vermeiden. Die verbreitete Ansicht, man müsse vor allem hustenden und niesenden Mitmenschen aus dem Weg gehen und keine Oberflächen berühren, ist nach den Ergebnissen einer neuen Studie nur zur Hälfte richtig: Es stimmt, dass hustende Menschen häufiger Viren verbreiten. Die meisten Viren sind jedoch nicht in beim Husten versprühten Tröpfchen, sondern in der normalen Atemluft enthalten.
Forscher der University of Maryland School haben 142 Menschen mit nachgewiesener Influenza ein bis drei Tage nach Symptombeginn im Labor untersucht. Für 30 Minuten mussten die Probanden in einen Container atmen. Dort wurde dann die Konzentration der Viren und der Virus-RNA gemessen und zwar einmal in den Tröpfen, die sich auf einer Teflonoberfläche gebildet hatten, und zum anderen in dem Kondenswasser auf einer Stahloberfläche.
Die Tröpfen auf der Teflonoberfläche repräsentierten den nach bisheriger Annahme hauptsächlichen Übertragungsweg. Grippeviren sind danach vor allem in den Sekreten enthalten, die beim Husten und Niesen in die Umgebung geschleudert werden.
Doch die Analyse von Donald Milton ergibt ein anderes Bild. Das feine Aerosol, das auf den Metallplatten kondensiert war, enthielt dreimal mehr Viren als die Tröpfchen auf der Teflonoberfläche. Die Hustensekrete könnten deshalb weniger infektiös sein als die normale Atemluft.
Hinzu kommt, dass die Viren auch häufig in der Atemluft der Patienten enthalten war, die gar keinen Husten hatten: Bei elf von 23 Personen (48 Prozent) war der RNA-Test positiv bei acht der elf Personen fiel auch die Zellkultur positiv aus. Sich von hustenden Menschen fern zu halten, schützt deshalb nicht vor einer Ansteckung, so Milton.
Allerdings ist Husten ein wichtiges Grippesymptom, und häufige Hustenanfälle waren in der Studie ein wichtiger Prädiktor für eine Freisetzung von Viren, die allerdings auch dann erfolgt, wenn die Personen gerade nicht husten. Männer sind nach der Untersuchung häufiger Virenschleudern als Frauen. Übergewichtige größere Gefährder als Normalgewichtige.
Das größte Risiko ging allerdings ausgerechnet von Menschen aus, die gegen Grippe geimpft waren. Diese waren nach der Untersuchung 6,5 mal häufiger Virusausscheider als nicht geimpfte Personen. Dieser Befund steht allerdings bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,9 bis 21,5 statistisch auf schwachen Füßen. Denkbar wäre laut Milton, dass die Immunität durch die Impfung im Rahmen der Infektabwehr zur vermehrten Bildung von Aerosolen führt. Das ist allerdings derzeit noch reine Spekulation.
Wer sich vor einer Ansteckung schützen will (auch wenn er nicht geimpft ist), sollte nach Ansicht des Forschers öffentliche Plätze und Menschenansammlungen meiden. Zuhause ist man vor der Grippe noch am sichersten, so Milton. Das dürfte allerdings nur so lange gelten, wie kein anderer Bewohner an Grippe leidet.
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