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Vom Arztdasein in Amerika

Vom Arztdasein in Amerika

Das Staatsexamen wurde 2007 abgelegt, und nicht nur die Frage der Fachrichtung, sondern auch die des Arbeitsortes musste beantwortet werden. Nachdem das Assistenzarztdasein in Frankreich und Deutschland ausprobiert wurde, ging es nach Minneapolis im Jahr 2009. Es schreibt Dr. Peter Niemann über seine Ausbildung zum Internisten (sowie der Zeit danach) und über die Alltäglichkeiten, aber auch Skurrilität eines Arztlebens in USA.

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Vom Arztdasein in Amerika

Komplementärmedizin wird wichtiger

Donnerstag, 22. Februar 2018

Deutsche Ärzte kennen neben der Schulmedizin viele Komplementärtherapien wie Kräutertherapie, Homöopathie, Akkupunktur oder Bädertherapie, um nur einige wenige zu nennen. Gehe ich in eine deutsche Praxis, so bin ich stets erstaunt, welche Leistungen meine Kollegen anbieten, und es ist selbstverständlich, dass Zink oder Vitamin C bei Erkältungen oder Magnesium bei Migräne oder Wadenkrämpfen verschrieben werden. Auch Blutegeltherapie bei Arthrosen und „Homöopathie­kügelchen“ gegen Asthma habe ich schon einige Male bei deutschen Ärzten als Therapie angetroffen.

Diese große und sehr heterogene Gruppe an nichtschulmedizinischen Feldern wird in den USA unter verschiedenen Begriffen subsumiert, vor allem dem der „komplemen­tären und integrativen Medizin“, oft einfach nur Komplementärmedizin genannt und als CIM abgekürzt. Übrigens ist diese Komplementärmedizin unter amerikanischen Schulmedizinern verpönt.

Denn wenn ein Patient zum Arzt mit einer Erkältung kommt, dann wird verschrieben, was die Schulmedizin hergibt – Dexamethason für Halsschmerzen (evidenzbasiert), Nasensteroid für bestimmte Nasenbeschwerden (Leitlinientherapie) und Antibiotika, wenn die Symptome und Beschwerden schwer und lange genug währen (US-Tradition). Wie man sieht, ist das Evidenzniveau nicht immer das höchste.

Dass man aber bestimmte Tees, Honig oder Vitamine einnehmen kann, zu diesem Thema Studien also gesicherte Evidenz vorlegen, das wird aus mir nicht ganz klaren Gründen klein („die Studien sind zu klein“) oder schlecht („der Studienaufbau ist nicht optimal“) geredet beziehungsweise schlichtweg ignoriert. Etwas boshaft könnte man den latenten Druck der Pharmaindustrie auch als Grund vermuten, wieso Komplementärmedizin ein wenig den Ruch von Hokuspokus genießt.

Ich selber mache derzeit mehrere zweijährige Weiterbildungen und ein Studium auf diesem Gebiet (wozu ich an anderer Stelle schreiben möchte), erlerne also neue Fähigkeiten. Es fällt mir zwar auf, dass die amerikanische Schulmedizin eindeutig ablehnend gegenüber diesem Gebiet ist, aber eine Trendwende beginnt, sich nämlich erste Kollegen doch für dieses Feld öffnen und sogar begeistern. Ist das ein begrenztes Phänomen oder, wie ich meine, ein echter Trend? Da sich hiermit neue Verdienstfelder öffnen, gehe ich von Letzterem aus – Geld diktiert doch den Alltag in den USA.

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