Gesundheit
Adipositas – der unterschätzte Krebsauslöser
Mittwoch, 28. März 2018
Zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland sind übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen ist sogar stark übergewichtig oder adipös. Die meisten dürften inzwischen wissen, dass die Adipositas die wichtigste Ursache für den Typ-2-Diabetes ist. Vielleicht haben sie auch gelesen, dass die Begleitfaktoren des Typ-2-Diabetes wie Bluthochdruck und hohe Fettwerte zu einer beschleunigten Gefäßverkalkung führen und dadurch das Risiko auf Herzinfarkt, Schlaganfall und Gefäßerkrankungen erhöhen.
Weniger bekannt ist, dass eine Adipositas auch das Risiko auf Krebserkrankungen erhöht. Dabei gibt es seit Längerem überzeugende Hinweise, dass eine Adipositas die Entwicklung oder das Wachstum von 13 verschiedenen Krebserkrankungen fördert. Neben Krebserkrankungen des Verdauungstraktes (Dickdarm, Speiseröhre, Bauchspeicheldrüse, Magen, Leber, Gallenblase) gehören auch Brustkrebs und gynäkologische Tumore (Eierstöcke, Gebärmutter), Schilddrüsen- und Nierenkrebs, das Multiple Myelom und Krebserkrankungen des zentralen Nervensystems dazu.
Übergewicht und Adipositas erklären nach einer aktuellen Studie der Stiftung Cancer UK 6,3 Prozent aller Krebserkrankungen in Großbritannien. Die Adipositas ist damit nach dem Rauchen (Anteil 15,1 Prozent aller Todesfälle) der zweitwichtigste Risikofaktor. Ähnliche Zahlen dürften für Deutschland gelten, auch wenn der Anteil der übergewichtigen und adipösen Menschen in Großbritannien („the fat man of Europe“) etwas höher ist als in Deutschland.
Dass diese Kenntnis die Bevölkerung davon abhalten wird, sich ungesund zu ernähren, ist unwahrscheinlich. Die Verführung durch die Werbung und die Tatsache, dass viele hochkalorische Fertignahrungsmittel heute weniger kosten als eine ausgewogene Ernährung, ist für die meisten zu groß.
Dass die Adipositaswelle noch kein Ende hat, zeigen die jüngsten Zahlen aus den USA. Dort war bereits in der National Health and Nutrition Examination Survey, einer Querschnittstudie des Centers for Disease Control and Prevention von 2007 bis 2008, bereits ein Drittel der Erwachsenen (33,7 Prozent) adipös. In der jüngsten Umfrage von 2015/16 ist die Prävalenz auf 39,6 Prozent gestiegen.
Der Anteil der US-Amerikaner mit morbider Adipositas (BMI über 40 kg/m2) ist von 5,5 auf 7,7 Prozent gestiegen. Selbst der günstige Trend der Adipositas-Prävalenz bei Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren, der zwischen 2007/8 von 10,1 auf 8,4 Prozent gefallen war, hat sich umgekehrt. Nach den jüngsten Zahlen von 2015 bis 2016 sind 13,9 Prozent der Vorschulkinder adipös.
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