Medizin
Mobile Stroke Unit verringert Sterblichkeit von Schlaganfallpatienten
Montag, 9. März 2020
Berlin – Mobile Stroke Units könnten die Akutversorgung von Schlaganfallpatienten verbessern. In einer Studie mit mehr als 1.500 Teilnehmern führte das frühe Handeln in den speziell ausgerüsteten Krankenwägen zu signifikant weniger Todesfällen und Behinderungen als bei Erkrankten, die erst im Krankenhaus eine Behandlung erhielten. Die Ergebnisse wurden auf der International Stroke Conference (ISC) in Los Angeles im Februar vorgestellt.
Zwischen Februar 2017 und Mai 2019 analysierten die Berliner Mediziner aus verschiedenen Kliniken, wie sich die Versorgung mit 3 Mobilen Stroke Units, die inzwischen in der Hauptstadt betrieben werden, auf den Genesungsverlauf von Schlaganfallpatienten auswirken.
Bei den 749 Patienten, die in „Stroke Einsatz-Mobilen“ (STEMO) behandelt wurden, war die Wahrscheinlichkeit für Tod oder Behinderungen in den ersten 3 Monaten nach einem Schlaganfall um 26 % niedriger als bei den 794 Betroffenen, die erst im Krankenhaus behandelt wurden (Odds-Ratio: 0,74, 95%-Konfidenzintervall 0,60-0,90; p=0,003).
In der STEMO-Gruppe verstarben in den ersten 3 Monaten 52 von 730 nachverfolgten Patienten (7,1 %), in der Kontrollgruppe waren es 68 von 776 Patienten (8,8 %). Eine Behinderung (modified Rankin Scale ≥2) hatten 49 % in der STEMO-Gruppe und 58 % in der Kontrollgruppe.
Zudem konnten 60 % der Patienten, die in den speziellen Rettungswagen behandelt wurden, eine prähospitale Thrombolyse mit Alteplase, einem Medikament zur Auflösung eines Blutgerinnsels, bekommen. Unter den Schlaganfallerkrankten, die erst im Krankenhaus behandelt wurden, erhielten diese Behandlung nur 48 % (standardisierte Mittlere Differenz 0,24, p<0.001).
Bei einem Schlaganfall vermindert ein Blutgerinnsel die Durchblutung eines Gehirnareals. Je früher Ärzte das Blutgerinnsel mit einer Thrombolyse auflösen, desto größer sind die Chancen, bleibende Schäden zu vermeiden.
Ein weiterer Vorteil: Die Zeit bis zur ersten Behandlung war für Patienten, die in Mobilen Stroke Units behandelt wurden, 20 Minuten kürzer (50 versus 70 Minuten). „Wir hatten erwartet, dass Schlaganfallerkrankte bessere Überlebens- und Genesungschancen haben, wenn ihnen schon auf dem Weg ins Krankenhaus geholfen werden kann, waren vom Ausmaß des Effektes dann aber doch beeindruckt“, betont Studienleiter Heinrich Audebert, Stellvertretender Klinikdirektor der Neurologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin und Experte der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG).
Schon in einer Pilotstudie aus dem Jahr 2012 konnte die saarländische Uniklinik mit Mobilen Stroke Units die Zeit bis zum Therapiebeginn bei Schlaganfall-Patienten halbieren (Lancet Neurology 2012). Eine Thrombolyse wurde bei mehr als der Hälfte der Patienten innerhalb der ersten Stunde nach Symptombeginn eingeleitet.
Im Herbst 2019 stand das STEMO-Projekt bereits auf der Kippe. Denn der Berliner Innenausschuss hatte empfohlen, den Einsatz der Stroke-Einsatzmobilen vorzeitig einzustellen. Die Senatsgesundheitsverwaltung plädierte jedoch dafür, das Projekt wie geplant wissenschaftlich zu evaluieren.
Debatte um Stroke-Einsatzmobile in Berlin
Berlin – Nach einer Empfehlung des Berliner Innenausschusses, ein Projekt mit Stroke-Einsatzmobilen (STEMO) vorzeitig einzustellen, mehren sich die kritischen Stimmen. „Als Senatsgesundheitsverwaltung können wir die geplante Einstellung der STEMOs nicht gutheißen“, teilte Sprecherin Lena Högemann heute mit. Sie plädierte dafür, das Projekt wie geplant wissenschaftlich zu evaluieren – dafür sei der
Da die Mobilen Stroke Units im Vergleich zur konventionellen Versorgung die Behandlungsergebnisse bei Schlaganfallpatienten deutlich verbessern konnten, empfiehlt auch Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG den vermehrten Einsatz der spezialisierten Rettungswagen.
„Wir empfehlen den Einsatz vor allem in Speckgürtelregionen oder ländlichen Gebieten zu evaluieren, da hier Stroke Units oft weit entfernt sind und bei der Schlaganfallbehandlung immer jede Minute zählt“, ergänzt Helmuth Steinmetz, 1. Vorsitzender der DSG. © gie/aerzteblatt.de
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Globale Perversität
In Asien stirbt man mit 30 Jahren, weil sie ungeschützt unsere Chemikalien benutzen, damit wir möglichst viele und möglichst billig Kleidung und Schuhe kaufen können!
Bei allem Verständnis und Wunsch nach medizinischem Fortschritt fehlt mir hier die moralische Angemessenheit!

Toll!
Nebenbemerkung: wer arbeitet auf vielen Stroke.-Units? Die jüngsten Assistent*innen unter der Supervision der gestresstesten Oberärzt*innen. Und wer arbeitet auf solchen Prestige-Projekten wie mobile Stroke-Units und trifft dort die Entscheidungen, ohne dass ständig das Telefon klingelt damit man in das Nachbarzimmer kommt? Wie groß ist der Anteil der (mutigeren) Off-Label-Thrombolysen?
(Nein, das erklärt sicher nicht alles, Time is Brain, aber möglicher Kofaktor)

Hmm...
Nebenbemerkung: wer arbeitet auf vielen Stroke.-Units? Die jüngsten Assistent*innen unter der Supervision der gestresstesten Oberärzt*innen. Und wer arbeitet auf solchen Prestige-Projekten wie mobile Stroke-Units und trifft dort die Entscheidungen, ohne dass ständig das Telefon klingelt damit man in das Nachbarzimmer kommt? Wie groß ist der Anteil der (mutigeren) Off-Label-Thrombolysen?
(Nein, das erklärt sicher nicht alles, Time is Brain, aber möglicher Kofaktor)

Hmm...
Nebenbemerkung: wer arbeitet auf vielen Stroke.-Units? Die jüngsten Assistent*innen unter der Supervision der gestresstesten Oberärzt*innen. Und wer arbeitet auf solchen Prestige-Projekten wie mobile Stroke-Units und trifft dort die Entscheidungen, ohne dass ständig das Telefon klingelt damit man in das Nachbarzimmer kommt? Wie groß ist der Anteil der (mutigeren) Off-Label-Thrombolysen?
(Nein, das erklärt sicher nicht alles, Time is Brain, aber möglicher Kofaktor)

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