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Hochschulen

Kaum Belege für Nutzen von Demenz-Apps

Donnerstag, 30. März 2023

/Jelena Stanojkovic, stock.adobe.com

Erlangen-Nürnberg – Gedächtnistrainings, Demenz-Früherkennungstests oder Organisationshilfen für den Pflegealltag: Auch für Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen gibt es zahlreiche Apps. Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und des Digitalen Demenzregisters Bayern hat diese jetzt auf wissenschaftliche Evidenz und Nutzerqualität bewertet.

„Für die meisten Demenz-Apps, die auf dem sogenannten Selbstzahlermarkt zu haben sind, gibt es keine wissenschaftlichen Belege für deren Wirksamkeit. Zudem reichen viele Demenz-Apps über eine mittelmäßige Nutzerqualität nicht hinaus“, lautet ihr Fazit. Die Arbeit ist in der Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen erschienen (2023, DOI: 10.1016/j.zefq.2023.01.003).

Die Arbeitsgruppe bewertete die Nutzerqualität mit dem international anerkannten Bewertungsinstrument MARSD („Mobile App Rating Scale“, deutsche Version). Kriterien für die Nutzerqualität waren unter anderem Funktionalität, Ästhetik, Informationsgehalt und Fragen zur Patientensicherheit und Güte des therapeutischen Angebots.

„Der Bereich der Patientensicherheit erhielt sogar die niedrigste und damit schlechteste Bewertung“, erläutert der Medizininformatiker Michael Zeiler aus der Arbeitsgruppe. Dies betreffe zum Beispiel Fragen zu falschen Rückmeldungen und unkorrekten Informationen.

Des Weiteren untersuchten die Forscher die wissenschaftliche Evidenz von 20 Gesundheits-Apps. Auch hier enttäuschten viele der digitalen Helfer.

„Die Wirksamkeit der meisten Demenz-Apps ist nicht wissenschaftlich belegt. Wenn für derartige Demenz-Apps ohne Wirksamkeitsbelege Geld verlangt wird, so ist das digitale Kurpfuscherei“, sagte der Neurologe und Gesundheitsökonom Peter Kolominsky-Rabas aus der Arbeitsgruppe. Nur zu sechs Apps, also bei 30 Prozent, lagen überhaupt Studien vor.

„Wir fordern dringend, eine regelmäßige Qualitätsüberprüfung der Gesundheits-Apps nach strengen wissen­schaftlichen Kriterien gemäß internationaler Standards vorzunehmen“, betonte Kolominsky-Rabas.

© hil/aerzteblatt.de

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