Medizin
Studie: Frauen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen eher von Demenz gefährdet
Dienstag, 25. Januar 2022
Rochester – Obwohl Männer im Alter häufiger unter Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, kommt es bei Frauen mit denselben Störungen häufiger zu einem Rückgang kognitiver Fähigkeiten. Dies kam in einer Studie heraus, deren Ergebnisse jetzt in Neurology (2022; DOI: 10.1212/WNL.0000000000013174) veröffentlicht wurden.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind neben einer genetischen Prädisposition der wichtigste Risikofaktor für Demenzerkrankungen im Alter. Männer müssten deshalb häufiger an einer Demenz erkranken, denn kardiovaskuläre Risiken und Erkrankungen sind bei ihnen insgesamt häufiger. Dennoch erkranken Frauen im Alter fast doppelt so häufig wie Männer an einer Demenz.
Ein Team um Michelle Mielke von der Mayo Clinic in Rochester hat auf der Suche nach einer Erklärung die Daten der „Mayo Clinic Study of Aging“ ausgewertet. Die bevölkerungsbasierte Studie begleitet seit 2004 eine Gruppe von 1.857 Einwohnern in Rochester und dem umgebenden Olmsted County, die zu Beginn 50 bis 69 Jahre alt waren. Die Teilnehmer werden alle 15 Monate zu einer Untersuchung eingeladen, zu der auch umfassende Tests zu Gedächtnis, Sprache, exekutiven Funktionen (die Fähigkeit, das eigene Verhalten zu steuern) und zum räumlichen Vorstellungsvermögen gehören.
Die Ergebnisse setzten die Forscher mit dem Gesundheitszustand in Beziehung. Das Team konnte hier im Kooperation mit dem „Rochester Epidemiology Project“ auf die elektronischen Krankenakten aller Teilnehmer zugreifen. Mielke konnte so leicht ermitteln, dass Männer tatsächlich häufiger kardiovaskuläre Risikofaktoren oder Erkrankungen hatten. Die Prävalenz betrug 83,4 % gegenüber 74,5 % bei den Frauen. Zu den Erkrankungen gehörten koronare Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, periphere arterielle Verschlusskrankheit und Schlaganfall. Zu den Risikofaktoren gehörten Bluthochdruck, Diabetes, hoher Cholesterinspiegel, Rauchen und Fettleibigkeit.
Teilnehmer mit diesen Erkrankungen oder Risikofaktoren erzielten in den Tests häufiger schlechte Ergebnisse. Dies war für beide Geschlechter nachweisbar, die Assoziationen waren für Frauen jedoch deutlicher. So kam es bei Frauen mit einer koronaren Herzkrankheit insgesamt zu einem doppelt so raschen Rückgang der kognitiven Fähigkeiten als bei Männern mit derselben Erkrankung.
Darüber hinaus kam es bei Frauen mit Diabetes, hohen Cholesterinwerten oder einer koronaren Herzkrankheit zu einem deutlicheren Verlust der sprachlichen Kompetenzen als bei Männern. Einzige Ausnahme war eine chronische Herzinsuffizienz, die eher bei Männern mit einem Verlust der sprachlichen Fähigkeiten verbunden war.
Die Gründe für den rascheren kognitiven Abbau bei Frauen konnte die Studie nicht klären. Die Menopause oder auch die zunehmende Belastung von Frauen in Beruf und Familie könnten eine Rolle spielen, spekuliert Mielke. Diese Faktoren lassen sich in epidemiologischen Studien nur schwer berücksichtigen.
Was auch immer die Gründe sind. Die Studie zeige, so Mielke, dass Frauen mittleren Alters mit erhöhten Blutdruck-, Cholesterin- oder Glukose-Werten frühzeitig konsequent behandelt werden sollten. © rme/aerzteblatt.de
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