Medizin
Irinotecan: Genotypisierung kann drohende Nebenwirkungen der Chemotherapie erkennen
Freitag, 21. Januar 2022
Bonn – Die Verträglichkeit von Irinotecan, das zur Behandlung des fortgeschrittenen kolorektalen Karzinoms zugelassen ist, wird vom Abbau seines aktiven Metaboliten beeinflusst. Langsame Metabolisierer haben ein erhöhtes Risiko auf schwere Neutropenien und Durchfälle. Der Hersteller rät jetzt in einem Rote-Hand-Brief in bestimmten Fällen zu einer Genotypisierung.
Der Topoisomerase-I-Hemmer Irinotecan ist ein Prodrug, das im Körper zu SN-38 aktiviert wird. SN-38 wird durch das Enzym UDP-Glucuronosyltransferase 1A1 (UGT1A1) abgebaut. Die Aktivität von UGT1A1 unterliegt genetisch bedingten Schwankungen. Bei einer niedrigen Aktivität steigt die Konzentration von SN-38, was sich in einer erhöhten Rate von Nebenwirkungen bemerkbar macht. Dazu gehören schwere Neutropenien und Durchfälle.
Das Risiko dieser Nebenwirkungen kann durch eine Genotypisierung vor Therapiebeginn abgeschätzt werden. Der Test sucht nach Varianten im UGT1A1-Gen, die die Aktivität des Enzyms herabsetzen. Bei Menschen europäischer Herkunft ist beispielsweise die Variante UGT1A1*28 verbreitet. Homozygote Träger entwickeln unter einer Irinotecantherapie mit größerer Wahrscheinlichkeit Nebenwirkungen. Eine Dosisreduktion kann dies oft verhindern.
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Nach den Angaben im Rote-Hand-Brief kann eine UGT1A1-Genotypisierung bei Patienten erwogen werden, die mit einer Dosis von mehr als 180 mg/m2 Körperoberfläche behandelt werden sollen, sowie bei „geschwächten“ Patienten. Bei einem positiven Ergebnis könne erwogen werden, die Behandlung mit einer geringen Dosis zu beginnen und bei einer guten Verträglichkeit zu erhöhen.
Höhere Dosierungen von Irinotecan werden in der Monotherapie eingesetzt. Die empfohlene Dosis beträgt 350 mg/m2 Körperoberfläche alle drei Wochen. In der Kombinationstherapie wird eine Dosis von 180 mg/m2 alle zwei Wochen empfohlen./rme © rme/aerzteblatt.de
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