MEDIZIN: Der klinische Schnappschuss
Haut- und Mediastinalemphysem nach Zahnreinigung
Cutaneous and mediastinal emphysema following dental cleaning
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Eine 22-jährige, bisher gesunde Patientin stellte sich aufgrund einer Halsschwellung in unserer Notaufnahme vor, nachdem eine Airflow-Zahnreinigung durchgeführt worden war. Im Rahmen dieser sei die Patientin nach akut einstechendem Schmerz im Bereich des rechten dorsalen Mundbodens synkopiert. Klinisch zeigten sich neben der Gesichtsschwellung, Krepitationen beim Schlucken sowie bei der Austastung des Mundbodens. Mithilfe der Computertomografie konnte ein ausgedehntes Emphysem mediastinal und prävertebral sowie um den Oropharynx und in den Weichteilen des Mittelgesichts nachgewiesen werden (Abbildung a und b). Laborchemisch zeigte sich eine Leukozytose (Leukozyten 11,1 Mrd/L, CRP-Wert < 4 mg/L). Die Ösophago-Gastro-Duodenoskopie und die Bronchoskopie ergaben unauffällige Befunde. Zur Mediastinitisprophylaxe wurde eine Antibiotikatherapie (Ampicillin/Sulbactam) über drei Tage initiiert. Im Anschluss konnte die Patientin beschwerdefrei und mit normalisierten Leukozyten-Werten entlassen werden. Das hier beschriebene Mediastinalemphysem ist eine seltene, potenziell schwerwiegende Komplikation, bei der Luft und Bakterien über den Gingivalsaum des Zahnes unter Druck entlang der Faszienräume in Kopf und Hals gelangen.
Dr. med. Gustav Buescher, I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, g.buescher@uke.de
PD Dr. med. Hans Klose, Zentrum für Onkologie, Abteilung für Pneumologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Dr. med. Dipl. biochem. Alexander Schultze, Zentrale Notaufnahme, Universitätsklinikum Hamburg-
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Buescher G, Klose H, Schultze A: Cutaneous and mediastinal emphysema following dental cleaning. Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 112. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0016
►Vergrößerte Abbildung und englische Übersetzung unter: www.aerzteblatt.de
Abbildungen: Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf, Prof. Dr. med. Gerhard Adam.
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