Ausland
Ärzte ohne Grenzen für bezahlbare Tuberkulosemedikamente
Freitag, 15. September 2023
New York/Berlin – Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat das Pharmaunternehmen Johnson & Johnson aufgefordert, das lebensrettende Tuberkulosemedikament Bedaquilin allgemein verfügbar zu machen. Zudem soll das Unternehmen Cepheid den GeneXpert-Tuberkulosetest erschwinglicher machen.
Anlass für die Forderungen ist ein Treffen der Staats- und Regierungschefs bei den Vereinten Nationen in New York am 22. September, bei dem auch über den Zugang zu Tuberkulosebehandlung verhandelt wird. Ärzte ohne Grenzen zufolge ist Tuberkulose nach wie vor die weltweit häufigste Infektionskrankheit.
„Nach einem halben Jahrhundert Stillstand haben wir endlich bahnbrechende orale Tuberkulosemedikamente wie Bedaquilin und wichtige Diagnosetests wie GeneXpert“, sagte Christos Christou, internationaler Präsident von Ärzte ohne Grenzen. Trotzdem würden Menschen in Ländern mit hoher Tuberkulosebelastung weiterhin sterben oder unnötig leiden, weil ihnen durch Marktmonopole der Hersteller der Zugang zu diesen lebensrettenden Mitteln verwehrt sei.
„Wir fordern Johnson & Johnson, Cepheid und seine Muttergesellschaft Danaher nachdrücklich auf, jetzt das Richtige zu tun und sich zu verpflichten, Bedaquilin und den GeneXpert-Test für alle Menschen verfügbar und bezahlbar zu machen, und um den Ländern zu helfen, diese uralte tödliche Krankheit zu bekämpfen und weltweit viele weitere Leben zu retten“, so Christou.
Konkret hat die Hilfsorganisation von Johnson & Johnson verlangt, keine sekundären Patente für Bedaquilin in Ländern mit hoher Tuberkulosebelastung geltend zu machen und alle entsprechenden Anträge zurückzuziehen. Diese „aggressive Patent-Evergreening-Strategie“ ist der Hilfsorganisation zufolge „besonders empörend“, da die öffentlichen Investitionen in die Entwicklung von Bedaquilin bis zu fünfmal so hoch waren wie die eigenen Investitionen des Unternehmens.
Die kürzlich von Johnson & Johnson angekündigte Preissenkung für Bedaquilin sei zwar begrüßenswert, aber unzureichend, da unter anderem Länder mit hoher Tuberkulosebelastung in Zentralasien und Osteuropa von dieser Vereinbarung ausgeschlossen sind.
Ärzte ohne Grenzen hat darüber hinaus Cepheid und seinen Mutterkonzern Danaher aufgefordert, den Preis für die GeneXpert-Tuberkulosetests auf fünf US-Dollar zu senken.
„Die hohen Preise, die einige Unternehmen immer noch verlangen, verhindern nicht nur den Zugang für Menschen, die sie dringend benötigen, sondern bedeuten auch, dass weniger Geld für andere wichtige Tuberkulosebehandlungen zur Verfügung steht“, sagte Cathy Hewison, Leiterin der Tuberkulosearbeitsgruppe von Ärzte ohne Grenzen.
„Cepheid und Danaher müssen aufhören, ihre Profite über die Menschen zu stellen, und Johnson & Johnson muss seine aggressive Patentstrategie aufgeben, damit mehr Menschenleben durch diese Revolution in der Tuberkulosemedizin gerettet werden können“, so Hewison. © hil/sb/aerzteblatt.de
