Medizin
COVID-19: Lösliche ACE2-Rezeptoren sollen Viren stoppen
Freitag, 3. April 2020
Vancouver − Eine lösliche Version der ACE2-Rezeptoren, über die SARS-CoV-2 in die Zellen eindringt, ist ein möglicher Ansatz für eine Behandlung von COVID-19. Laborexperimente in Cell (2020; doi: 10.1016/j.cell.2020.04.004) zeigen, dass humanes rekombinantes lösliches Angiotensin-Converting-Enzym 2 (hrsACE2) die Virusproduktion in Zellkulturen und Organoiden deutlich vermindern kann. Ein Hersteller plant jetzt eine Phase-2-Studie.
Schon bald nach der Entdeckung des neuen Coronavirus stellte sich heraus, dass der Erreger von COVID-19 die gleiche Eintrittspforte benutzt wie das erste SARS-CoV, um in die Zellen zu gelangen (weshalb es auch als SARS-CoV-2 bezeichnet wird). Es handelt sich um das Protein ACE2 (Angiotensin-konvertierendes Enzym 2).
Der österreichische Forscher Josef Penninger vom Institut für Molekulare Biotechnologie in Wien hat in den letzten Jahren die Funktion von ACE2 im Körper näher untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass ACE2 nicht nur von den Pneumozyten in den Lungen gebildet wird. Die Andockstellen für das Virus befinden sich auch in Blutgefäßen, im Darm und in den Nieren, was die schweren Krankheitsverläufe bei der SARS-Erkrankung mit erklären könnte.
Die Forscher haben in der Folge die therapeutischen Möglichkeiten einer löslichen Version von hrsACE2 ausgelotet. Da SARS inzwischen Geschichte war, wurde die Wirkung an 89 Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie und an Patienten mit akuten Lungenschäden oder dem akuten Atemnotsyndrom ARDS untersucht.
HrsACE2 sollte hier die starke Entzündungsreaktion hemmen, die an der Zerstörung des Lungengewebes beteiligt ist. Zum Einsatz kam ein Präparat der Firma Apeiron Biologics aus Wien. Laut der aktuellen Pressemitteilung der Firma hat sich APN01 als sicher und gut verträglich erwiesen.
zum Thema
- PDF der Studie in Cell 2020
- Pressemitteilung der University of British Columbia
- Pressemitteilung des Karolinska Instituts
- Pressemitteilung des Instituts für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Pressemitteilung der Herstellers zur klinischen Studie
Deutsches Ärzteblatt print
aerzteblatt.de
Mit dem Auftreten von SARS-CoV-2 bietet sich die Möglichkeit, die Wirkung von hrsACE2 auf die Virusreplikation des neuen Coronavirus zu untersuchen. Ein Forscherteam um Penninger, der inzwischen an der University of British Columbia in Vancouver tätig ist, hat dafür zunächst Experimente an Zellkulturen durchgeführt. Der Zusatz von hrsACE2 verhinderte, dass SARS-CoV-2 in die Zellen eindrang und sie zerstörte.
Im nächsten Schritt wurden Organoide mit SARS-CoV-2 infiziert und mit hrsACE2 behandelt. Organoide sind dreidimensionale Zellkulturen, die die Struktur und Funktion von Organen nachahmen. Die Forscher können zeigen, dass SARS-CoV-2 auch Blutgefäße und Nierentubuli infizieren und dass diese Infektion durch hrsACE2 verhindert werden kann.
Als nächstes ist wieder eine klinische Studie geplant. An 10 Standorten in Österreich, Dänemark und Deutschland sollen in einer randomisierten Phase-2-Studie bis zu 200 Patienten mit COVID-19 behandelt werden. Das Ziel der Studie ist wiederum, die Sicherheit und Verträglichkeit von APN01 bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten zu untersuchen. Es könnten sich aber auch erste Hinweise auf eine Wirksamkeit ergeben. © rme/aerzteblatt.de
