

Ein 35-jähriger HIV-infizierter homosexueller Patient stellte sich mit Fieber, Kopfschmerzen und Gewichtsverlust in der HIV-Ambulanz vor. Auffällig waren multiple, nichtschmerzhafte, verruköse, papulöse Hauteffloreszenzen mit Beteiligung der Handinnenflächen (Abbildung a), indolente Ulcera an Penisschaft und Scrotum (Abbildung b), inguinale Lymphknotenschwellungen sowie eine gelblich belegte Zunge. Der Verdacht einer akuten Infektion mit Treponema pallidum wurde serologisch bestätigt (TPPA-Titer: 1 : 655 360, Westernblot: IgM positiv, RPR-Antikörpertiter: 1 : 64). Bei HIV-Koinfektion (CD4-Zellen 286/μL, Viruslast 230 Kopien/mL) und Kopfschmerzen erfolgte eine Lumbalpunktion. Durch Nachweis einer intrathekalen treponemaspezifischen Antikörperproduktion (spezifischer Antikörperindex: 19,66) wurde eine Neurosyphilis gesichert. Nach Therapie mit Ceftriaxon über 14 Tage trat eine rasche Rückbildung der Effloreszenzen auf. Zusammenfassend handelt es sich um typische Befunde einer Frühsyphilis mit Ulcus durum, Lymphadenitis, einem verrukösen Exanthem mit palmarer Beteiligung (Clavi syphilitici), Schleimhautbeteiligung (Plaques muqueuses) sowie Kopfschmerzen als Frühzeichen einer Neurosyphilis. Die Inzidenz der Syphilis hat in Deutschland seit 2010 deutlich zugenommen (2018: 7 332 Fälle). 85 % der Fälle betreffen Männer, die Sex mit Männern haben.
Dr. med. Henning Trawinski, Prof. Dr. med. Christoph Lübbert, DTM&H, Interdisziplinäres Zentrum für Infektionsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig; Bereich Infektiologie und Tropenmedizin, Klinik und Poliklinik für Onkologie, Gastroenterologie, Hepatologie, Pneumologie, Infektiologie, Universitätsklinikum Leipzig, henning.trawinski@medizin.uni-leipzig.de
Sarah Bußler, Bereich Infektiologie und Tropenmedizin, Klinik und Poliklinik für Onkologie, Gastroenterologie, Hepatologie, Pneumologie, Infektiologie, Universitätsklinikum Leipzig
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Trawinski H, Bußler S, Lübbert C: Secondary syphilis. Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 249. DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0107
►Vergrößerte Abbildung und englische Übersetzung unter: www.aerzteblatt.de
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