Medizin
Chronisch-entzündliche Darmerkrankung erfordert Überwachung der Nierenfunktion
Freitag, 3. März 2023
Kopenhagen – Patienten, bei denen eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) diagnostiziert wird, entwickeln in den folgenden 10 Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 10 % eine chronische Nierenerkrankung. Das zeigt eine Studie aus Schweden, die beim ECCO-Kongress in Kopenhagen vorgestellt wurde und im Journal of Crohn’s and Colitis erschienen ist (2023; DOI: 10.1093/ecco-jcc/jjac190.0007).
„Renale Komplikationen sind recht häufige extraintestinale Manifestationen von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa“, schreiben die Autoren um Yuanhang Yang von der Abteilung für Medizinische Epidemiologie und Biostatistik am Karolinska-Institut in Stockholm, Schweden.
„Aber die exakten Risiken sind noch nicht erfasst. Unser Ziel war eine umfassende Charakterisierung nierenassoziierter Komplikationen bei Menschen mit CED in der gesamten Bevölkerung von Stockholm.“
In die Studie schlossen sie 1.682.795 Personen im Alter ab 11 Jahren ein. Sie hatten zu Studienbeginn keine CED oder chronische Nierenerkrankung (CKD), bei ihnen war aber zwischen 2006 und 2018 mindestens einmal die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) bestimmt worden.
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CKD oft nicht mit Diagnosecode identifiziert
Nach median 9 Jahren hatten 10.117 Studienteilnehmende eine CED entwickelt. Im Vergleich zu den Zeiträumen ohne CED war die Entwicklung einer CED mit höheren relativen Risiken für eine CKD-Diagnose (Hazard Ratio [HR] 1,24; 95-%-Konfidenzintervall [KI] 1,10-1,40]) und das Fortschreiten der CKD (HR 1,11; 95-%-K 1,00-1,24]) assoziiert. Die HR für das Auftreten irgendeines der beiden Ereignisse betrug 1,25 (95-%-KI 1,14-1,36).
Innerhalb von 10 Jahren nach der CED-Diagnose wurde bei 6,4 % (95-%-KI 5,8-7,0 %) der Teilnehmenden eine CKD diagnostiziert, aber bei 11,4 % (95-%-KI 10,4-12,4%) kam es zu einer klinisch relevanten Abnahme der eGFR.
Auch Risiken für AKI, Nierensteine und Amyloidose steigen an
Die Risiken für eine akute Niereninsuffizienz (AKI; HR 1,97; 95-%-KI 1,70-2,29; absolutes 10-Jahres-Risiko: 3,6%), Nierensteine (HR 1,69; 95-%-KI 1,48-1,93; 10-Jahres-Risiko: 5,6 %) und eine sekundäre Amyloidose (HR 2,77; 95-%-KI 1,44-5,35; 10-Jahres-Risiko: 0,2 %) waren bei den Personen, die eine CED entwickelten, ebenfalls höher als in den Zeiträumen ohne CED.
Im Allgemeinen zeigten Patienten mit Morbus Crohn höhere absolute und relative Risiken für renale Komplikationen als Patienten mit Colitis ulcerosa.
„Einer von 10 Patienten mit CED entwickelte innerhalb von 10 Jahren nach der Diagnose eine CKD, wobei viele dieser Ereignisse nicht durch Diagnosecodes identifiziert wurden“, schreiben die Autoren um Yang. Dies – und das erhöhte Risiko für AKI und Nierensteine – unterstreiche die Notwendigkeit einer Überwachung der Nierenfunktion und etablierter Protokolle für die Überweisung an einen Facharzt für Nephrologie oder Urologie.“ © nec/aerzteblatt.de
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