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Avatar #105595
am Mittwoch, 25. Juli 2018 um 16:55

Zahlen um Faktor 1.000 zu niedrig zitiert

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Plattenepithel- und Basalzellkarzinome: Diuretikum steigert Hautkrebsrisiko dosisabhängig
aus Deutsches Ärzteblatt 29-30/2018 vom Montag, 23. Juli 2018
Die kumulativen Dosen von HCT wurden mit dem Faktor 1.000 zu niedrig angegeben. Im Original heißt es: "The adjusted ORs for MCC and MAST associated with high use (≥50,000 mg) of hydrochlorothiazide was 2.3 (95% CI, 1.1-4.8) and 3.6 (95% CI, 1.9-7.0), respectively, increasing to 3.3 (95% CI 1.3-8.3) and 5.6 (95% CI 2.4-13.3) with highest use (≥100,000mg). We found no increase in risk of the tumors in analyses of drugs with similar indications as hydrochlorothiazide, except a tendency toward an increased risk of MCC associated with use of furosemide (OR 1.9, 95% CI 0.9-4.0)."
Avatar #106067
am Mittwoch, 24. Oktober 2018 um 16:06

Wissenschaftliche Irreführung - "scientific misconduct"?

Als Exempel hier dargestellt, führt die Studie "Hydrochlorothiazide [HCTZ] use and risk of nonmelanoma skin cancer: A nationwide case-control study from Denmark" von Sidsel Arnspang Pedersen et al. m. E. in die Irre.

Denn es geht bei dieser retrospektiven Dänischen Untersuchung und HCTZ Tagesdosen von 12,5 mg um kumulative Hochrechnungen auf 50.000 mg HCTZ in etwa 11Jahren bis 200.000 mg HCTZ in etwa 44 Jahren unter der irrigen Vorstellung, dass die Wirksubstanz als HCTZ-Medikation biologisch nicht abgebaut und verstoffwechselt wird. Deshalb sind auch nur verhältnismäßig wenige Hypertonie-Patienten betroffen ["High use of hydrochlorothiazide (>/=50,000 mg) was associated with ORs of 1.29 (95% confidence interval [CI], 1.23-1.35) for BCC and 3.98 (95% CI, 3.68-4.31) for SCC. We found clear dose-response relationships between hydrochlorothiazide use and both BCC and SCC; the highest cumulative dose category (>/=200,000 mg of HCTZ) had ORs of 1.54 (95% CI, 1.38-1.71) and 7.38 (95% CI, 6.32-8.60) for BCC and SCC, respectively."].

Bei Durchsicht meiner Patientenunterlagen werden in meiner hausärztlichen Praxis seit 1992 bis heute maximal 12,5 mg HCTZ niemals als Monotherapie, sondern immer als Kombinationsbehandlung mit anderen Antihypertensiva bei Hypertonie und hypertensiver Herzkrankheit verschrieben. Lediglich Patientinnen und Patienten über 140 kg Körpergewicht erhielten u. U. 25 mg HCTZ tgl.

Eine kumulative 50.000-200.000 mg HCTZ-Mono- oder Co-Therapie über 11 bzw. 44 Jahre ohne biologische Abbau- und Verstoffwechselungsprozesse würde neben anderen Nebenwirkungen und Risiken konsekutiv zu schwer zu überwachenden Elektrolytstörungen führen. Und da setzt auch meine entscheidende Kritik an dieser rein retrospektiven, allgemein bevölkerungsepidemiologisch konzipierten Dänischen Registerstudie an, bei der nicht mal die für die genannten Hautkrebsfälle entscheidende Sonnenexposition erfasst wurde ["Limitations - No data on sun exposure were available."].

Patientinnen und Patienten mit HCTZ-Dauer-Verschreibungen haben häufigere Arztbesuche und werden z. B. durch Hautkrebs-Screening häufiger als BCC oder SCC Betroffene detektiert: Im Gegensatz zur ohne HCTZ-Standardmedikation wesentlich seltener hohen Blutdruck aufweisenden und um den Faktor 20 vergrößerte Vergleichspopulation.

Es gab nämlich 20 mal mehr Kontrollen ohne die festgestellten Hautkrebs-Erkrankungen nach Alter und Geschlecht als registrierte Fälle ["Controls were matched 1:20 by age and sex."]. Aber waren die Kontrollpersonen auch bei krankheitsadäquaten regelmäßigen hypertensiologischen und/oder dermatologischen Kontrolluntersuchungen? Erhielten Sie keine oder ganz niedrige HCTZ-Dosierungen?

Stutzig machen mich die Ergebnisse ["Results - The study population comprised 71,533 case patients with BCC and 8629 case patients with SCC (Fig 1) who were matched with 1,430,883 and 172,462 population controls, respectively. Baseline characteristics were generally similar between case patients and controls, except that the BCC case patients were slightly better educated than the controls"]: 771.533 Fallpatienten mit BCC-Basalzellkarzinom (Basaliom) und 8.629 Fallpatienten mit SCC-Plattenepithelkarzinom standen 1.430.883 bzw. 172.462 "gematchten" Bevölkerungs-Kontrollen gegenüber.
Dennoch nahmen 2,7% der BCC-Fälle und 2,1% der Kontrollgruppe bis 50.000 und mehr mg HCTZ. Beim SCC waren es 10,0% bzw. 2,8%. Noch deutlicher seien die Verhältnisse bei Einnahme von 200.000 mg und mehr gewesen... Der Anteil an Hautkrebsfällen, attribuiert mit HCTZ-Verschreibungen, läge bei 0,6% für BCC und 9,0% für SCC ["Overall, 2.7% of the BCC case patients and 2.1% of the controls were high users (>/=50,000 mg) of HCTZ, yielding an adjusted OR of 1.29 (95% CI, 1.23-1.35) for BCC. The corresponding OR for SCC was 3.98 (95% CI, 3.68-4.31) based on high use of HCTZ in 10.0% of case patients and 2.8% of controls. Clear dose-response relationships were observed with HCTZ use for both BCC and SCC, with the highest ORs observed in the upper exposure category (>/=200,000 mg) (BCC: OR, 1.54; 95% CI, 1.38-1.71, test for trend P < .001; SCC: OR, 7.38; 95% CI, 6.32-8.60, test for trend P < .001 [Table II and Fig 2]). The proportion of skin cancers attributable to HCTZ use (ie, attributable proportion, see Methods) was 0.6% for BCC and 9.0% for SCC."].

Damit bleiben unter der Voraussetzung tatsächlicher kumulativer Effekte beim Basalzellkarzinom in 99,4% andere Ursachen als die HCTZ-Medikation übrig bzw. beim Plattenepithelkarzinom in 91% andere Ursachen als die HCTZ-Medikation übrig. Wo liegen da bloß der Erkenntnis-Fortschritt bzw. die Begründung für massenweise "Rote-Hand-Briefe" bei der HCTZ-Standardmedikation von 12,5 mg Hydrochlorothiazid täglich als add-on Therapie in der Hypertensiologie?

Es fehlen prospektive randomisierte Doppelblindstudien zur Abklärung der Kausalitäten des Einflusses von HCTZ-Medikationen auf die Entwicklung von Basalzellkarzinomen BCC und Plattenepithelkarzinomen SCC.
Allgemeine retrospektive, bevölkerungsepidemiologische Studien reichen dafür nicht aus.

Quelle:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S019096221732741X
Abkürzungen:
"Abbreviations used - BCC basal cell carcinoma - CI confidence interval - HCTZ hydrochlorothiazide - NMSC nonmelanoma skin cancer - OR odds ratio - SCC squamous cell carcinoma - UV ultraviolet"

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund, (z.Zt. Bergen aan Zee/NL )
Avatar #754583
am Montag, 29. Oktober 2018 um 12:52

Dr. Marc Lang

Patientinnen und Patienten mit HCTZ-Dauer-Verschreibungen haben häufigere Arztbesuche und werden z. B. durch Hautkrebs-Screening häufiger als BCC oder SCC Betroffene detektiert: Im Gegensatz zur ohne HCTZ-Standardmedikation wesentlich seltener hohen Blutdruck aufweisenden und um den Faktor 20 vergrößerte Vergleichspopulation.

Es gab nämlich 20 mal mehr Kontrollen ohne die festgestellten Hautkrebs-Erkrankungen nach Alter und Geschlecht als registrierte Fälle ["Controls were matched 1:20 by age and sex."]. Aber waren die Kontrollpersonen auch bei krankheitsadäquaten regelmäßigen hypertensiologischen und/oder dermatologischen Kontrolluntersuchungen? Erhielten Sie keine oder ganz niedrige HCTZ-Dosierungen?

Stutzig machen mich die Ergebnisse ["Results - The study population comprised 71,533 case patients with BCC and 8629 case patients with SCC (Fig 1) who were matched with 1,430,883 and 172,462 population controls, respectively. Baseline characteristics were generally similar between case patients and controls, except that the BCC case patients were slightly better educated than the controls"]: 771.533 Fallpatienten mit BCC-Basalzellkarzinom (Basaliom) und 8.629 Fallpatienten mit SCC-Plattenepithelkarzinom standen 1.430.883 bzw. 172.462 "gematchten" Bevölkerungs-Kontrollen gegenüber. Quelle: https://fettabsaugenfrankfurt.de

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