... dann beurteilt man die Nutzen/Risiko Abwägung natürlich in Richtung 100-prozentige Sicherheit. Das "wollen wir in Deutschland", aber das kann sich Deutschland nur leisten, wenn man die Pandemie vollkommen im Griff hat, die Wirtschaft boomt, das Gesundheitswesen funktioniert, Impfstoff im Überfluss vorhanden ist und die Bevölkerung alle Entscheidungen voll versteht und unterstützt. In einer Notsituation hat man jedoch anders zu entscheiden und Schaden versus Nutzen abzuwägen. Die Infektionszahlen laufen aus dem Ruder, der schon permanente Lockdown hat unabsehbare negative Konsequenzen auf die physische und psychische Gesundheit der Menschen und die Wirtschaft, die Kliniken sind an ihrer Kapazitätsgrenze, Impfgegner und Protestler gewinnen angesichts des politischen Entscheidungschaos die Oberhand. Offensichtlich drückt man sich vor der statistischen Risiko-Abwägung: Risiko einer Sinusvenenthrombose im zeitlichen Zusammenhang mit der AZ Impfung: 1 zu 113000. Risiko einer symptomatischen Covid-19 Erkrankung durch Nicht-Impfung (z.B. wegen Fehlen eines Ersatzimpfstoffs oder wegen ständiger Verunsicherung durch widersprüchliche Pressemeldungen): 1 zu 55, mit Todesfolge: 1 zu 4000 (Daten für NNT Berechnung aus https://doi.org/10.1016/S0140-6736(21)00432-3 ). Die demographischen Unterschiede in der Risiko-Population versus der Nutzen-Population mögen diese Diskrepanz noch leicht verschieben, aber dafür ist die Weiterverbreitung der Infektion durch Ungeimpfte noch nicht einmal eingerechnet.
Gerade auch als Antwort auf die Anmerkung von Stapff muss man dann doch aber zuerst klar sagen: Wir wissen viel zu wenig über den Impfstoff: Schafft er wirkliche Immunität? Wie lange? Werden Geimpfte weiterhin den Virus weiter geben können? Und wir wissen noch nicht wirklich, was er eigentlich bringt. Darum: Vor man Menschen gesundheitlichen Risiken aussetzt, muss man viel mehr wissen, was der Preis dafür ist. Das sind aber bisher alles eher Vermutungen; "es könnte sein", reicht aber nicht für weitreichende Entscheidungen. Man muss doch noch mal daran erinnern: Es gab zuerst die Altersbeschränkung für ältere Menschen. Nur Jüngere sollten damit geimpft werden. Dann wurde das aufgeboben. Jetzt sollen nur noch Ältere geimpft werden, weil es für Jüngere doch zu gefährlich ist. Dabei hat man doch noch gar keine Erfahrungen, ob er nicht für Ältere - an sie wird er ja erst seit kürzer Zeit verimpft - ähnliche Erfahrungen auftreten könnte. Aus meiner Sicht: Zurück in die gründliche Forschung. Schnell, schnell ist kein Rezept. Wie die StIKo ihre veränderten Empfehlungen begründet, wäre ja auch mal interessant. Mir kommt es so vor: Es muss geimpft werden, also müssen die Impfstoffe auch gut sein.