Ausbeutung junger Ärztinnen und Ärzte

Ausbeutung junger Ärztinnen und Ärzte

Ärzteschaft im Umbruch: Die Ausbeutung der Arbeitskraft und die Überlastung insbesondere junger Ärztinnen und Ärzte hat das Deutsche Ärzteblatt in mehreren Beiträgen thematisiert. Auch auf dem 104. Deutschen Ärztetag in Ludwigshafen war es ein zentrales Thema. Der Druck dürfe nicht weiter von oben nach unten weitergereicht werden, hieß es. Dieses Forum soll den Ärzten als Plattform für den persönlichen Erfahrungsaustausch dienen. Wir bitten, dabei auf persönliche Verunglimpfungen und insbesondere auf Namensnennungen zu verzichten. Die Redaktion behält sich vor, derartige Beiträge zu entfernen

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am Montag, 13. Oktober 2003 um 08:41

Mobbing und Suizide unter Medizinern in Kliniken?

Mobbing und Suizide unter Medizinern in Kliniken?

Man hört immer wieder von teilweise gehäuften Suiziden unter Ärzten. Nicht jeder geht einfach, wenn es schlimm wird. Deutsches Gutsherrenunwesen ist zwischenzeitlich international eine Marke wie "Maggi". Nur in Deutschland will man es nicht begreifen.
Wer kennt krasse Fälle von Schikanen, Mobbing durch C4(C3) und mag diese Beispiele hier mal darstellen?
Avatar #88615
am Montag, 13. Oktober 2003 um 10:29

Suizid nach Mobbing Westerstede

http://www.ga-online.de/inhalt/2003-10-08/blick/d221025006_28003.html

Selbstmord in der Klinik:
War Mobbing das Motiv?
Ammerland-Klinik Chefarzt am Dienstag entlassen
Westersteder Oberarzt
erschoss sich mit einer
Kurzwaffe im Dienstzimmer. Die Patienten sollen
davon nichts mitbekommen haben.

Westerstede - Er war unter
den Kollegen beliebt, galt in
Fachkreisen und bei Patienten
als hervorragender Arzt und
qualifizierter Operateur: Der
52-jährige Dr. B., der sich in
der Ammerland-Klinik das Leben nahm. Es gibt kaum noch
einen Zweifel daran, dass der
Freitod des Oberarztes und
langjährigen Leiters der Gefäßchirurgie dienstliche Hintergründe hat.
Am Dienstag kündigte das
Krankenhaus seinem Chefarzt, dem 42-jährigen Dr. F.,
der seit dem Selbstmord des
Kollegen "im Urlaub weilte",
so der offizielle Sprachgebrauch. F. wurde mit sofortiger Wirkung von seinen
Pflichten entbunden....

http://www.ga-online.de/inhalt/2003-10-08/blick/d221025007_28003.html

Noch ein weiterer Arzt hatte Probleme
Ammerland-Klinik Westersteder Mediziner suchte Rat beim Marburger Bund
Mobbing in Krankenhäusern ist alltäglich. Das
sagt die Ärztevertretung.
Die Zustände in der gefäßchirurgischen Abteilung
der Ammerland-Klinik in
Westerstede beschäftigen
auch den Landesverband des
Marburger Bundes. Bei der gewerkschaftlichen Vertretung
der Krankenhausärzte in Hannover hatte ein Kollege des
verstorbenen Oberarztes Rat
gesucht. Probleme mit dem
Chefarzt seien der Anlass gewesen. Das bestätigte der Justiziar des Landesverbandes,
Wolfgang Boss, gegenüber
dem GA: "Die Abteilung ist
hier bekannt."...
Avatar #88615
am Montag, 13. Oktober 2003 um 10:41

Suizid nach Mobbing Westerstede noch mehr

http://www.welt.de/data/2003/10/10/180545.html

Mobbing-Verdacht: Operations-Verbot für Oberarzt?
Suizid eines Mediziners sorgt weiter für Aufsehen - Marburger Bund fordert bessere Kontrollen durch Klinikleitungen
von Edgar S. Hasse
Westerstede/Hamburg  - 
Nach dem Freitod eines 52-jährigen Oberarztes und der darauf erfolgten fristlosen Kündigung eines Chefarztes in der Ammerland-Klinik Westerstede werden weitere Details dieses tragischen Falls bekannt (die WELT berichtete ). Wie der Geschäftsführer des niedersächsischen Landesverbands des Marburger Bunds, Wolfgang Boss, der WELT sagte, hatte der Operateur angeblich Operationsverbot. "Es gab wohl Konflikte zwischen ihm und dem Chefarzt." Der Oberarzt in der Abteilung für Gefäß- und Thoraxchirurgie sei nach bislang allerdings nicht bestätigten Informationen von Operationen ausgeschlossen worden.

Der Geschäftsführer der Klinik, Dietmar Imhorst, sagte dazu: "Ein Operationsverbot für den Chirurgen ist mir nicht bekannt." Er könne aber nicht ausschließen, dass der Chefarzt an einzelnen Tagen ihm eine andere Arbeit übertragen habe. Das Risiko, im Gesundheitswesen Opfer von Mobbing zu werden, ist nach Angaben von Experten 7,5-fach höher als in der freien Marktwirtschaft oder in Behörden.

"Häufig eskaliert die Situation in einer Klinik-Abteilung, wenn bei Führungswechsel ein neuer Chefarzt seine Oberärzte mitbringt", sagt Hans-Rudolf Algier, betriebswirtschaftlicher Berater bei der Kassenärztlichen Vereinigung in Hamburg. Das beobachtet auch Wolfgang Boss: "Dann gibt es eine regelrechte Witwenverbrennung."

Die bisherigen Oberärzte würden kaltgestellt und im Extremfall herausgemobbt.

Die straffe Hierarchie im Krankenhaus begünstige die Attacken auf missliebige Mitarbeiter. Algier: "Chefärzte können agieren wie Gutsherren." Zuweilen herrschten "vorindustrielle Zustände".

Algier betreut seit Jahren jene Klinikärzte, die unter der Last des Krankenhaus-Alltags leiden. "Viele von ihnen sagen mir: Sie haben die Schnauze voll." Als einzigen Ausweg aus der Misere sehen die Mediziner die Niederlassung in einer eigenen Praxis.

Algier, früherer Vorstand in der Gesellschaft gegen psychosozialen Stress und Mobbing, berät jährlich rund 500 Hamburger Klinikärzte - Tendenz seit Jahren steigend. Der Marburger Bund fordert nun bessere Kontrollmechanismen in den Krankenhäusern. "Die Leitungen sollten bei der Auswahl ihrer Chefärzte nicht nur auf fachliche Qualifikationen und wissenschaftliche Reputation, sondern auch auf soziale Kompetenz achten", sagt Wolfgang Boss.

Dass gezieltes Mobbing Ärzte sogar in den Freitod treibt, ist kein Einzelfall. Erst vor drei Jahren hatten eine 29-jährige Hamburger UKE-Ärztin sich mit einer Überdosis Tabletten in ihrer Wohnung das Leben genommen.

Artikel erschienen am 10. Okt 2003

http://www.welt.de/data/2003/10/09/179898.html

Mobbing-Verdacht: Oberarzt erschoss sich in Klinik
Dramatische Ereignisse im Krankenhaus von Westerstede - Chefarzt der Abteilung fristlos gefeuert
von Edgar S. Hasse
Westerstede - 
Es wird wohl noch lange dauern, bis unter den Mitarbeitern der Abteilung für Gefäß- und Thoraxchirurgie der Ammerland-Klinik Westerstede (16 000 stationäre Patienten pro Jahr) wieder ein Zustand der Normalität eingekehrt ist. Denn innerhalb kürzester Zeit gab es dramatische Ereignisse an der Führungsspitze: Vor zwei Wochen hatte sich der 52-jährige Oberarzt mit einer Pistole in seinem Dienstzimmer erschossen. Bei der Beerdigung des anerkannten Operateurs sprach die Pastorin offen darüber, dass er Opfer gezielten Mobbings gewesen sei. Die Ereignisse spitzten sich am Dienstag - wie bereits berichtet - erneut zu, als die Klinikleitung den 42-jährigen Chefarzt dieser Abteilung fristlos feuerte. "Wir haben triftige Gründe für die Kündigung", sagte der Geschäftsführer der Klinik, Dietmar Imhorst, am Mittwoch der WELT. Die Entscheidung sei sofort gefällt worden, nachdem die Mitarbeiter der Abteilung für Gefäß- und Thoraxchirurgie in Kooperation mit dem Betriebsrat ausführlich über ihre Situation am Arbeitsplatz und dem Betriebsklima befragt wurden und die Ergebnisse vorlagen. Weitere Einzelheiten wollte Imhorst nicht mitteilen. "Es gibt kaum noch Zweifel daran, dass der Freitod des Oberarztes und des langjährigen Leiters der Gefäßchirurgie dienstliche Hintergründe hat", schreibt derweil die "Ostfriesen-Zeitung". Entsprechende Hinweise habe es im Abschiedsbrief des Mediziners gegeben.

Der Vater von drei Kindern hatte sich am 22. September mit einer Kurzwaffe erschossen. "Der Oberarzt war ein außergewöhnlich guter Operateur", sagt Imhorst. "Er sei unter Kollegen und Mitarbeitern sehr beliebt gewesen." Der Chefarzt, der sich jetzt mit Mobbing-Vorwürfen konfrontiert sieht, wurde mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert.

Auch im Gesundheitswesen ist Mobbing ein verbreitetes Phänomen. "Das Spektrum möglicher Attacken reicht von Maßnahmen, bei denen Operateure plötzlich nicht mehr operieren dürfen, bis zu einer Diensteinteilung, die den Mediziner erheblich belastet", sagte Rolf Heyde, Pressesprecher der Ärztekammer Niedersachsen, der WELT. Häufig würden Ärzte in Anwesenheit der Patienten von ihren Vorgesetzten kritisiert und schlecht gemacht.

Ein internes Papier der Bundesärztekammer beziffert den jährlichen finanziellen Schaden durch Leistungsminderung, Fehlzeiten und Kündigungen auf bis zu 75 000 Euro pro Jahr und Fall. Die Leitung der Ammerländer Klinik hat den Mitarbeitern der betroffenen Abteilung inzwischen psychologischen Beistand durch Supervisoren angeboten. Imhorst: "Die Situation ist dramatisch."

Artikel erschienen am 9. Okt 2003
Avatar #88217
am Montag, 13. Oktober 2003 um 11:11

Mobbing/Suizide/Psychiatrieaufenthalte in Unikliniken?

Wer kennt hier z.B. die Häufung in einzelnen Klinikabteilungen? Beispiele etc.

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