Politik
EU-Genomregister soll Informationen über COVID-19-Verläufe liefern
Mittwoch, 15. Juli 2020
Berlin – Die Bundesregierung geht davon aus, dass „der umfassende Zugang zu Genomdaten und anderen medizinischen Daten die Behandlung und Erforschung von Krankheiten entscheidend voranbringen“ kann. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor, die dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt.
Hintergrund ist der Beitritt Deutschlands zu der Initiative „1+ Million Genomes“ im Januar dieses Jahres, bei der 21 Mitgliedstaaten der Europäischen Union bis zum Jahr 2022 eine Million sequenzierte Genome in einem Register zusammenführen wollen.
„Die enorme Datenmenge wird nach Ansicht der Bundesregierung zu einem tieferen Verständnis von Krankheitsmechanismen beitragen und neue Wege für die Diagnostik, Prävention und personalisierte Behandlung von Patientinnen und Patienten aufzeigen“, heißt es in der Antwort.
„Von diesen Entwicklungen werden nach Ansicht der Bundesregierung zunächst insbesondere Patientinnen und Patienten mit seltenen und onkologischen Erkrankungen profitieren.“ Die Initiative habe zudem das Potenzial, wichtige Anhaltspunkte für die Vielfalt an unterschiedlichen Krankheitsverläufen im Zusammenhang mit COVID-19 zu geben.
Deutschland will Daten über eigenes Projekt erheben
Wie aus der Antwort der Bundesregierung hervorgeht, plant das Bundesgesundheitsministerium das Projekt „genomDE“, die die Generierung und Bereitstellung von Genomdatensätzen für die „1+ Million Genomes“-Initiative sicherstellen soll. In welchem Umfang Daten aus Deutschland zur Verfügung gestellt werden könnten, bedürfe jedoch noch weiterer Prüfungen.
Die Initiative „genomDE“ prüfe Möglichkeiten einer patientenindividuellen Gesundheitsversorgung in ausgewiesenen Zentren auf Grundlage klinischer, phänotypischer und genomischer Daten sowie die Nutzung dieser Daten in der Gesundheitsforschung, heißt es weiter.
Die FDP betonte, Deutschland müsse auf dem Gebiet der genomischen Medizin vorne mitspielen. „Bisher sind wir nur Mitläufer“, mahnte Katrin Helling-Plahr, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags. Der Beitritt zur „1+ Million Genomes Initiative“ sei ein richtiger und wichtiger Schritt, um auf europäischer Ebene Synergien zu bündeln.
„Sinnvolle Ergebnisse sind allerdings nur zu erwarten, wenn die gewonnen Daten auch ausgewertet werden können. Hieran fehlt es in Deutschland leider noch immer“, sagte sie. Die Bundesregierung wolle zwar Daten sammeln, habe aber keinerlei Konzept was sie damit anstellen solle. © fos/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema



Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.