Politik
Bei immer mehr Kindern und Jugendlichen werden ambulant psychische Störungen diagnostiziert
Mittwoch, 27. Februar 2019
Berlin – Niedergelassene Ärzte haben in den vergangenen Jahren immer häufiger eine psychische Störung bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert. Das berichtet der Versorgungsatlas des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi). Datengrundlage waren die bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten der Jahre 2009 bis 2017 für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre.
Erste Daten der Studie hatte das Zi bereits im vergangenen November bei einer Fachtagung in Berlin vorgestellt. Der jetzt vom Zi vorgestellte Bericht enthält zusätzliche Auswertungsergebnisse.
Danach stieg der Anteil der Kinder und Jugendlichen, bei denen während eines Jahres mindestens einmal eine psychische Störung diagnostiziert wurde, von 23 Prozent im Jahr 2009 auf 28 Prozent im Jahr 2017.
Die Studie unterstreicht laut den Wissenschaftlern, dass die Störungen stark vom Alter und vom Geschlecht abhängen. Bis zum Vorschulalter sind Entwicklungsstörungen die mit Abstand häufigste Diagnose. Im Jahr 2017 wurde bei etwa jedem sechsten Heranwachsenden (17 Prozent) eine Entwicklungsstörung diagnostiziert, in der Gruppe der fünfjährigen Jungen erhielt fast jeder zweite eine entsprechende Diagnose (45 Prozent). Altersgleiche Mädchen waren mit 32 Prozent etwas seltener betroffen. In den meisten Fällen handelte es sich um eine Sprachentwicklungsstörung.
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Ab dem Grundschulalter gewinnen dann Verhaltens- und emotionale Störungen zunehmend an Bedeutung. Im Jugendalter kommen neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen sowie affektive Störungen als relevante Krankheitsbilder hinzu, berichten die Forscher des Versorgungsatlas.
„Dieser Anstieg muss nicht grundsätzlich bedeuten, dass die Prävalenz psychischer Störungen zugenommen hat“, sagte Jörg Bätzing, der Leiter des Versorgungsatlas-Teams. Auch die zunehmende Sensibilisierung für eine gesunde psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und der offenere Umgang mit psychischen Störungen könnten die Zunahme der Diagnosehäufigkeit erklären. © hil/aerzteblatt.de

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