Medizin
E-Zigaretten: Süße Aromen besonders beliebt bei Jugendlichen
Montag, 18. März 2019
Lebanon – Mit süßen Aromen versetzte Liquids könnten ein Hauptgrund dafür sein, dass junge Menschen zur E-Zigarette greifen. Zu diesem Schluss kommen US-Forscher in einer Studie in Public Health Reports (2019; doi: 10.1177/0033354919830967). Wie sich die Vorlieben bei den Geschmacksrichtungen auf den Konsum auswirken, haben die Forscher bei 414 Jugendlichen, 961 jungen Erwachsenen und 1.711 älteren Erwachsenen ausgewertet.
Fast 78 % der Jugendlichen und etwa 90 % der jungen Erwachsenen gaben den Geschmack als Grund für ihr Dampfen an. Die älteren Teilnehmer begründeten ihre Nutzung hingegen überwiegend damit, dass sie das Dampfen für weniger gesundheitsschädlich als traditionelle Zigaretten hielten.
Teenager (12 bis 17 Jahre) und junge Erwachsene (18 bis 24 Jahre) konsumierten mit höherer Wahrscheinlichkeit als ältere Menschen E-Zigaretten, wenn diese nach Früchten oder Süßigkeiten schmeckten (Früchte: Teenager-Odd Ratio = 3,35; 95-%- Konfidenzintervall[CI], 2,56-4,38; und junge Erwachsene-Odd Ratio = 2,31; 95-%-CI, 1,77-3.01; Süßigkeiten: Teenager-OR = 3,81; 95-%-CI, 2,74-5,28; und junge Erwachsene-OR = 2,95; 95-%-CI, 2,29-3,80).
„Wir fanden außerdem heraus, dass aktuelle Raucher, die sich im vergangenen Jahr das Rauchen abgewöhnen wollten, eher E-Zigaretten mit Tabakgeschmack konsumierten, als jene Nutzer, die keine herkömmlichen Zigaretten rauchten“, erklärt Erstautor Samir Soneji vom Dartmouth College in Lebanon (US-Staat New Hampshire). Die große Beliebtheit der süßen Aromastoffe unter Jugendlichen sei speziell deswegen problematisch, weil sich Hinweise mehreren würden, dass diese wegen der enthaltenen Chemikalien gesundheitsschädlich seien (Free Radic Biol Med 2018).
Die Studienautoren gehen zudem davon aus, dass die süßlich schmeckenden Dampfzigaretten eine wachsende Zahl von Jugendlichen an Nikotin gewöhnen könnten. Die Gateway-Hypothese wird aktuell sehr kontrovers diskutiert. In den USA haben zudem gerade die Liquids für die populären E-Zigaretten-Modelle einen sehr hohen Nikotingehalt, welcher die in den EU-Mitgliedsstaaten erlaubte Dosierung bei Weitem übersteigt.
Leitlinien zur Tabakentwöhnung werden überarbeitet
Dennoch sei die geringere Schädlichkeit von E-Zigaretten im Vergleich zu herkömmlichen Tabakzigaretten unstrittig, sagt die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention Ute Mons. Ergebnisse dazu, wie sich Aromen langfristig auf den Menschen auswirken, liegen allerdings noch nicht vor. Basierend auf aktuellen Erkenntnissen empfiehlt der Dachverband Sucht in einem Positionspapier von 2017, E-Zigarette bei der Tabakentwöhnung einzusetzen, wenn leitliniengerechte psychotherapeutische und/oder medikamentöse Maßnahmen zur Tabakentwöhnung nicht wirksam sind oder nicht gewünscht werden. Das Gefährdungspotenzial der E-Zigarette müsse aber dennoch weiter erforscht werden.
Die aktuellen Leitlinien zur Behandlung der Tabakabhängigkeit aus dem Jahr 2015 geben noch keine klaren Therapieempfehlungen zu E-Zigaretten. Eine Überarbeitung sei aber bereits angelaufen, sagt Mons. Sie würde sich weitere Studien wünschen, wie E-Zigaretten in der deutschen Entwöhnungspraxis sinnvoll eingesetzt werden könnten. „Hierzulande lässt man Rauchern kaum Unterstützung beim Rauchstopp zuteil kommen“, kritisiert die Expertin vom Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ).
Strengere Bestimmungen oder gar ein Verbot von aromatisierten E-Zigaretten, die nach Früchten oder Süßigkeiten schmecken, könnten zwei Ziele erreichen. Samir Soneji, Dartmouth College, Lebanon
Die Autoren der US-Studie plädieren für differenzierte Regeln für E-Zigaretten: „Strengere Bestimmungen oder gar ein Verbot von aromatisierten E-Zigaretten, die nach Früchten oder Süßigkeiten schmecken, könnten zwei Ziele erreichen“, fasst Soneji zusammen: So könnte der Anteil von Jugendlichen, die dampfen, gesenkt werden, ohne dass dies zulasten der älteren Raucher geht, die mit den E-Zigaretten von den herkömmlichen loskommen wollten.
E-Zigaretten-Konsum in Deutschland und den USA
In den USA warnt die Gesundheitsbehörde FDA mittlerweile vor einer Epidemie des Dampfens vor allem unter Jugendlichen: So sei die Zahl der Konsumenten in der Mittel- und Oberstufe innerhalb eines Jahres um 1,5 Millionen angestiegen. Die FDA prüft derzeit ein sofortiges Verbot von aromatisierten E-Zigaretten.
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Wie eine Umfrage im Auftrag des DKFZ ergab, probierten auch hierzulande immer mehr Jugendliche E-Zigaretten. Zwischen 2014 und 2018 habe sich der Anteil der 16- bis 29-Jährigen, die jemals an einem Verdampfer gezogen hätten, von 11 auf 20 % fast verdoppelt. Der regelmäßige Konsum unter Jugendlichen sei zwar noch selten, aber dennoch problematisch, da E-Zigaretten einen Einstieg in die klassische Tabaknutzung bedeuten könnten, warnt das DKFZ.
Diesen Zusammenhang legte auch eine Studie aus Kiel im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) nahe, deren Ergebnisse im vergangenen Jahr veröffentlicht wurden: Ihr zufolge neigen Jugendliche, die zu Beginn der Untersuchung bereits E-Zigaretten konsumiert hatten, auch stärker dazu, ebenfalls Tabakzigaretten auszuprobieren. Insgesamt war das errechnete Risiko für die „E-Zigaretten-Probierer“ etwa 2-mal so hoch wie für diejenigen, die nicht gedampft hatten. Der Verkauf von E-Zigaretten an Minderjährige wurde allerdings im April 2016, unmittelbar nach der Datenerhebung, verboten. Die Autoren empfehlen, den Trend auf dem E-Zigaretten-Markt weiter zu beobachten.
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Gehört alles verboten.
Alles normal, Hauptsache, der Rubel rollt. Jugendschutz???? Lächerlich, wo denn?

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