Vermischtes
Halbgeschwister von Darmkrebspatienten tragen hohes Risiko
Mittwoch, 20. März 2019
Heidelberg – Geschwister von Darmkrebspatienten haben gegenüber Geschwistern aus Familien ohne Darmkrebsfälle ein 1,7-fach erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Ein vergleichbares Risiko tragen offenbar auch Halbgeschwister, also Geschwister, die nur ein Elternteil gemeinsam haben. Halbgeschwister haben damit ein höheres Erkrankungsrisiko als andere Verwandte zweiten Grades, zum Beispiel ein Großelternteil oder eine Tante. Das berichten Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg im British Medical Journal (2019; doi: 10.1136/bmj.l803).
„Obwohl schon lange bekannt ist, dass ein Zusammenhang zwischen einer familiären Belastung und einem erhöhten Risiko, selber an Darmkrebs zu erkranken, besteht, wurden die einzelnen Verwandtschaftsgrade bisher nicht im Detail untersucht“, berichtet Mahdi Fallah, Leiter der Arbeitsgruppe „Risikoadaptierte Prävention“ in der Abteilung Präventive Onkologie am DKFZ und dem NCT.
Die Wissenschaftler werteten zusammen mit Kollegen aus Schweden, Japan und den USA Daten von rund 16 Millionen Patienten aus Schweden aus. Davon bekamen 173.796 Menschen im Laufe ihres Lebens Darmkrebs. Anhand der Stammbäume und Familiengeschichte konnten die Forscher Rückschlüsse auf das Erkrankungsrisiko der Verwandten ersten und zweiten Grades ziehen.
„Wir konnten nachweisen, dass das familiäre Risiko für Halbgeschwister von Darmkrebspatienten deutlich höher war, als bisher erwartet“, sagte Fallah. Halbgeschwister sollten daher bei der Familienanamnese in der Risikobewertung für eine Darmkrebserkrankung wie Verwandte ersten Grades eingestuft werden.
„Zugleich zeigen die Ergebnisse aber auch, dass neben den Genen auch gemeinsame Lebensbedingungen und Lebensgewohnheiten innerhalb von Familien bei der familiären Häufung von Darmkrebs eine große Rolle spielen, denn sonst würde man deutliche Unterschiede im Risiko für Vollgeschwister und Halbgeschwister erwarten“, ergänzte Hermann Brenner, der Leiter der Abteilung Präventive Onkologie am DKFZ.
Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung weltweit und gehört zu den häufigsten Krebsarten in Deutschland.
Die Vorsorgeempfehlung für alle, die Darmkrebs in der Familie haben, lautet im Augenblick: Vorsorgebeginn zehn Jahre vor dem Diagnosealter des jüngsten erkrankten Familienmitglieds, spätestens aber mit 40 bis 45 Jahren. Ergibt die Familienanamnese einen Hinweis auf Vorliegen eines erblichen Darmkrebsrisikos in der Familie, wird empfohlen, dass Verwandte ersten Grades bereits ab dem Alter von 25 Jahren regelmäßig eine Darmspiegelung durchführen lassen.
© hil/aerzteblatt.de
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