Medizin
Antibakterielle Beschichtung schützt vor Infektionen von kardialen Implantaten
Freitag, 22. März 2019
Cleveland/Ohio – Ein mit Antibiotika imprägniertes Netz, das Herzschrittmacher und andere kardiale Geräte bei der Implantation umgibt, später jedoch vom Körper resorbiert wird, hat in einer randomisierten klinischen Studie die Häufigkeit von Infektionen gesenkt. Die Ergebnisse wurden auf der Jahrestagung des American College of Cardiology in New Orleans vorgestellt und im New England Journal of Medicine (2019; doi: 10.1056/NEJMoa1901111) publiziert.
Weltweit erhalten jedes Jahr etwa 1,7 Millionen Menschen einen Herzschrittmacher, ein CRT-Gerät (kardiale Resynchronisationstherapie) oder einen ICD (implantierbarer Kardioverter-Defibrillator). Infektionen sind insgesamt selten, machen aber häufig einen Klinikaufenthalt mit Austausch des Gerätes und eine längere Antibiotikabehandlung erforderlich. Das Mortalitätsrisiko bei einer Infektion beträgt 1 bis 2 %, berichtet ein Team um Khaldoun Tarakji von der Cleveland Clinic, das in einer Studie die präventive Wirkung eines mit Antibiotika imprägnierten Netzes untersucht hat.
Die Maschen der TYRX-Hülle sind mit den Antibiotika Minocyclin und Rifampin imprägniert, die über einen Zeitraum von mindestens 7 Tagen kontinuierlich abgegeben werden. Nach etwa 9 Wochen soll die Hülle vollständig vom Körper resorbiert worden sein.
An der Studie nahmen an 181 Zentren in 25 Ländern (mit deutscher Beteiligung) 6.983 Patienten teil. Einige erhielten neue Geräte implantiert, bei anderen wurden Revisionen, Batteriewechsel oder Upgrades durchgeführt. Primärer Endpunkt der Studie waren Infektionen, die innerhalb der ersten 12 Monate nach der Implantation eine Revision, eine langfristige Antibiotikatherapie oder den Tod des Patienten zur Folge hatten.
Alle Patienten erhielten vor der Operation die üblichen präventiven Antibiotika, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Wie Tarakji berichtet, trat der primäre Endpunkt in der Kontrollgruppe bei 42 Patienten auf gegenüber 25 Patienten, bei denen das Gerät bei der Implantation mit einer TYRX-Hülle umgeben war. Die 1-Jahres-Ereignisraten betrugen 0,7 beziehungsweise 1,2 %. Die Hazard Ratio betrug 0,60 mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,36 bis 0,98. Die TYRX-Hülle senkte das Infektionsrisiko mithin signifikant um 40 %.
Von den 67 Infektionen entfielen 17 auf Endokarditiden, die von infizierten Elektroden ausgingen (und deshalb durch die TYRX-Hülle kaum verhindert werden können). Die übrigen 50 Fälle waren Tascheninfektionen am Ort der Implantation.
Nachteile scheint die TYRX-Hülle nicht zu haben. Vermehrte Komplikationen durch die Operation oder Betriebsstörungen des elektronischen Gerätes wurden laut Tarakji nicht beobachtet. In der Nachbeobachtungszeit von bisher 20 Monaten haben die Forscher keine Probleme beobachtet.
© rme/aerzteblatt.deLiebe Leserinnen und Leser,
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