Medizin
Kongorot-Urintest kann Präeklampsie frühzeitig erkennen
Donnerstag, 21. März 2019
Columbus/Ohio – Der Farbstoff Kongorot, der früher zur Bestimmung des pH-Wertes und in der Pathologie zum Nachweis von Amyloidablagerungen benutzt wurde, könnte in einem Harntest die Früherkennung einer Präeklampsie erleichtern, wie eine Studie in EClinicalMedicine (2019; 8: 47-56) zeigt.
Die Präeklampsie ist eine Erkrankung der Plazenta, die die Gesundheit von Mutter und Kind gefährdet. Bei der Mutter kommt es zu einem Anstieg des Blutdrucks und zu einer Proteinurie, was Ödeme zur Folge haben kann (EPH-Gestose). Das Leben des Kindes ist durch Versorgungsengpässe in der Plazenta bedroht. Die Präeklampsie ist die häufigste Ursache für eine vorzeitig eingeleitete Geburt.
Die Diagnose ist nicht einfach. Eine Proteinurie ist nicht immer nachweisbar und die Symptome der Mutter sind häufig unspezifisch. Die Zunahme von Adipositas, Hypertonie oder Nierenkrankheiten bei immer älter werdenden Schwangeren erschweren die Zuordnung der Symptome zu einer Störung der Plazenta.
Vor einigen Jahren entdeckten Irina and Catalin Buhimschi, damals noch an der Yale Universität, dass es bei der Präeklampsie zur Ausscheidung von Amyloiden kommt, die ihren Ursprung in der Plazenta haben und die mit dem Farbstoff Kongorot nachgewiesen werden können (Science Translational Medicine 2014; 6: 245ra92).
Dies hat zur Entwicklung eines einfachen Urintests geführt, den die Schwangeren im Prinzip auch zu Hause durchführen könnten. Er besteht aus einem Papierstreifen, auf dem ein roter Punkt zu sehen ist. Wenn sich dieser Punkt nach dem Aufträufeln einer Harnprobe vergrößert, liegt eine „Kongophilie“ des Urins vor, die eine Präeklampsie anzeigt.
Der Test wurde jetzt in einer Pilotstudie an 346 Frauen geprüft, die wegen des Verdachts auf eine Präeklampsie an das Wexler Medical Center in Columbus/Ohio überwiesen worden waren. Bei 112 Frauen (32 %) wurde die klinische Diagnose einer Präeklampsie gestellt. In weiteren Fällen waren sich die Ärzte jedoch nicht sicher, weshalb insgesamt 217 Frauen (63 %) zur Beobachtung stationär aufgenommen wurden.
Der Kongorot-Test könnte nach Ansicht von Buhimschi helfen, die diagnostische Unsicherheit zu verringern. In der Studie erreichte der Test eine Sensitivität (auf die später bei 96 Frauen bestätigte Diagnose) von 80,2 Prozent und eine Spezifität von 89,2 Prozent. Der negative Vorhersagewert betrug 92,1 Prozent und die Genauigkeit 86,7 Prozent.
Der Test erkannte damit die Mehrzahl der Präeklampsien, ohne dass es zu einer sehr hohen Zahl von Fehlalarmen kam. Er übertraf gängige Tests wie den Nachweis des humanen plazentaren Wachstumsfaktors in Urin und Serum (Genauigkeit: 67,3 Prozent und 60,7 Prozent) und die Bestimmung der löslichen fms-ähnlichen Tyrosinkinase (Genauigkeit: 75,8 und 72,4 Prozent).
Inzwischen betreibt eine Firma GestVision (an der Irina und Catalin Buhimschi Anteile haben) die Kommerzialisierung des Tests. Eine Zulassung durch die US-Arzneimittelbehörde FDA steht allerdings noch aus. Vor allem für ärmere Regionen mit einer fehlenden Labor-Infrastruktur könnte der Test interessant sein. Aufgrund der Einfachheit könnte er in reicheren Ländern auch als Selbsttest oder zum Screening im Vorfeld einer medizinischen Diagnostik eingesetzt werden. © rme/aerzteblatt.de
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