Politik
Spahn beruft Kommission zum Verbot der Konversionstherapien
Mittwoch, 10. April 2019
Berlin – Experten sollen im Auftrag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Vorschläge für ein wirksames Verbot sogenannter Konversionstherapien für Homosexuelle erarbeiten. „Homosexualität ist keine Krankheit und nicht therapiebedürftig“, sagte Spahn, der sich bereits im Februar für ein Verbot ausgesprochen hatte, heute in Berlin anlässlich der Einsetzung einer Fachkommission zum Thema.
Deswegen sei er für ein Verbot der „Konversionstherapie“. Dies rechtlich zu regeln, sei aber nicht so einfach, erklärte der Minister. Daher werde man auf Grundlage der Empfehlungen der Experten entscheiden, wie und was umgesetzt werden könne.
Im Mai und Juni sind den Angaben zufolge zwei Workshops geplant, zu denen neben Politikern und Wissenschaftlern auch Betroffene eingeladen werden. Auch Institutionen aus dem Ausland, die mit gesetzlichen Verboten bereits Erfahrungen gesammelt hätten, sollten an dem Austausch teilnehmen, hieß es. Ein Abschlussbericht der Experten soll voraussichtlich im Herbst veröffentlicht werden.
Die Kommission wird fachlich von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld begleitet. Die nach dem Arzt, Sexualforscher und Mitbegründer der ersten deutschen Homosexuellenbewegung (1868-1935) benannte Stiftung will der Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, trans- und intergeschlechtlichen sowie queeren Menschen entgegenwirken.
„Konversions-“ oder „Reparationstherapien“ zielen darauf ab, schwule und lesbische Menschen von ihrer sexuellen Orientierung zu „heilen“. In der Fachwelt werden sie abgelehnt, der Weltärztebund nennt sie eine „ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit und Menschenrechte“ der „behandelten“ Menschen.
Die Grünen begrüßten die Einberufung der Kommission. Die frauenpolitische Sprecherin Ulle Schauws erklärte, es sei ein Skandal, dass im Jahr 2019 Pseudotherapien, die darauf abzielten, die sexuelle Orientierung zu ändern, nach wie vor in Deutschland stattfänden. Die Kommission müsse ihre Arbeit schnell aufnehmen und noch vor der Sommerpause einen Maßnahmenkatalog samt einem Verbot der „Konversionstherapien“ unterbreiten.
Auch die Bundesärztekammer (BÄK) hatte immer wieder betont, dass Homosexualität keine Erkrankung ist und keiner Heilung bedarf. Direkte und indirekte Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung seien allerdings häufige Ursachen für psychische und physische Erkrankungen, hatte der BÄK-Präsident Frank Ulrich Montgomery bereits vor einigen Jahren eine Stellungnahme der 64. Generalversammlung des Weltärztebundes vom Oktober 2013 zusammengefasst.
Darin lehnten die Delegierten des Weltärztebundes sogenannte Reparations- beziehungsweise Konversionstherapien strikt ab. Diese seien nicht nur unwirksam, sie könnten sich sogar negativ auf die Gesundheit auswirken. © kna/afp/aerzteblatt.de

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