Politik
FDP will Heilpraktikerberuf jetzt doch erhalten
Dienstag, 16. April 2019
Berlin – Die FDP hat eine grundlegende Wende in ihrer Einstellung zum Heilpraktikerberuf und zur Heilpraktikerausbildung vollzogen. Sah die Arbeitsgruppe Gesundheit der FDP-Fraktion im Bundestag es noch im vergangenen Herbst „im Sinne der Patientensicherheit“ als geboten an, „die Erlaubnis zur Bezeichnung als Heilpraktiker mittelfristig auslaufen zu lassen“, plädiert die Gesamtfraktion jetzt dafür, den Beruf zu erhalten und auch die Ausbildung allenfalls „innerhalb der bestehenden Systematik“ zu verändern. Das geht aus einem neuen Positionspapier der FDP-Fraktion hervor, das dem Deutschen Ärzteblatt (DÄ) vorliegt.
„Wir nehmen wahr, dass sich Menschen von Heilpraktikern gut beraten und betreut fühlen. Wir respektieren das Empfinden der Menschen, Heilung zu finden“, sagte Pascal Kober, sozialpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, dem Deutschen Ärzteblatt.
„Zur Freiheit des Einzelnen gehört auch das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Seit jeher verteidigen wir Freie Demokraten daher Vielfalt und Selbstbestimmung im Gesundheitswesen. Patientensouveränität und damit die freie Arzt- und Therapeutenwahl sind Grundsätze unserer gesundheitspolitischen Überzeugungen“, heißt es in dem neuen Positionspapier. Dies schließe auch ein, aus eigener Entscheidung auf Therapien zu verzichten oder alternative Behandlungsmethoden in Anspruch zu nehmen, auch wenn deren Wirksamkeit nach den bisher bekannten naturwissenschaftlichen Methoden nicht belegt sei.
„Der Begriff des Heilens hat viele Dimensionen und entscheidet sich letztlich am Erleben und Empfinden des Einzelnen“, heißt es in dem Papier. „Viele Menschen schätzen die Behandlung durch Heilpraktiker. Darunter viele Menschen, die nach schulmedizinischen Methoden als ‚austherapiert‘ gelten“, betonen die Abgeordneten in ihrem Positionspapier weiter.
Dieses Bekenntnis zum Heilpraktikerbesuch stellt eine 180-Grad-Wende gegenüber der Position der AG Gesundheit der FDP vom vergangenen Herbst dar. Damals hieß es: „Durch eine staatliche Erlaubnis, die Bezeichnung ‚Heilpraktiker’ zu führen, wird bei Patienten der Eindruck erweckt, dass der betreffende Behandler tatsächlich des ‚Heilens‘ kundig ist und von der von einem Heilpraktiker vorgenommenen Behandlung tatsächlich ‚Heilung‘ zu erwarten ist“.
Um die entsprechende Erlaubnis zu erhalten, müssten Heilpraktiker aber lediglich eine Prüfung ablegen, die sicherstellen soll, dass von ihren Tätigkeiten keine Gefahren ausgingen. Es sei aber klar, „dass sich der Staat nicht zum Gehilfen für Verbrauchertäuschungen machen darf“, so die AG im vergangenen Herbst.
Auch die Ausbildungs- beziehungsweise Prüfungsregelungen für Heilpraktiker sieht die FDP jetzt als ausreichend an. Die seit rund einem Jahr bundeseinheitlich geregelte Heilpraktikerüberprüfung stelle sicher, „dass Heilpraktiker über entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, damit von ihrer Tätigkeit bei ordnungsgemäßer Ausübung von Heilkunde keine Gefahr für die Gesundheit ihrer Patienten ausgeht“, heißt es in dem neuen Positionspapier.
Darüber hinaus schützten die einzuhaltenden Regelungen des Strafgesetzbuches, des Infektionsschutzgesetzes, des Arzneimittelgesetzes und Hebammengesetzes und die Überprüfungen durch die Gesundheitsämter Patienten vor Gefährdungen. „Die bestehenden gesetzlichen Regelungen sind ausreichend und bedürfen allenfalls Anpassungen innerhalb der bestehenden Systematik“, heißt es als Fazit in dem Papier. © hil/aerzteblatt.de

Schieflage

Gleichstellung

Überblick
Sie schreiben, um esoterische Angebote gehe es bei Heilpraktikern in den allerwenigsten Fällen. Das Internet vermittelt aber, wenn man sich auf Heilpraktikerseiten umschaut, einen anderen Eindruck. Da findet sich von der Astralkörper-Reinigung bis zur Geistheilung alles, was die Vorwürfe der Skeptiker bestätigt.
Haben Sie eine gute Quelle zur Übersicht über die Heilpraktikerleistungen?

Überblick
Sie schreiben, um esoterische Angebote gehe es bei Heilpraktikern in den allerwenigsten Fällen. Das Internet vermittelt aber, wenn man sich auf Heilpraktikerseiten umschaut, einen anderen Eindruck. Da findet sich von der Astralkörper-Reinigung bis zur Geistheilung alles, was die Vorwürfe der Skeptiker bestätigt.
Haben Sie eine gute Quelle zur Übersicht über die Heilpraktikerleistungen?

Zusammenarbeit
Für manchen Patienten fordert ein Kinderarzt einen kurzen Bericht von mir an, das macht mir zwar keinen großen Spaß, aber ich verstehe es. Immerhin schreibt er die Privatrezepte raus und möchte vermutlich mitbekommen, was ich da so erkenne und behandle. Noch vor einem Jahr hat er die Rezepte nur widerwillig und manchmal gar nicht ausgestellt. Inzwischen hat er mir sogar Patienten geschickt (wegen Plagiocephalie oder Koliken).
Man muss ja nicht permanent „kuscheln“, aber im Sinne des Patienten vielleicht doch akzeptieren, wenn er zeitgleich beide Wege gehen will und das dann kurz absprechen, wenn nötig.
Das nimmt jetzt auch nicht so wahnsinnig viel Zeit in Anspruch und es finden vermutlich alle nicht schlecht, wenn es ein respektvolles Miteinander gibt.
Zum Thema Fortbildung: mir persönlich ist es tatsächlich egal, wie das bei den Ärzten gehalten wird. Ich finde es wichtig, sich weiterzubilden und natürlich ist es in der Berufsordnung auch festgeschrieben. Aber es wird nicht kontrolliert. Ich glaube auch, dass das die meisten HPs tun, aber wenn wir irgendwann mal anerkannt werden wollen, dann sollte es eine Instanz geben, die das kontrolliert und mit Fakten aufwarten kann.
Ich persönlich finde es ätzend, dass Skeptiker uns als esoterische Pseudoheiler beäugen. Das ist definitiv in den allerwenigsten Fällen berechtigt. Aber wir sollten im eigenen Interesse was dafür tun, unser Ansehen gerade auch bei den Schulmedizinern zu steigern. Denn auch das wäre berechtigt. Dass wir zwar anders an vieles rangehen, aber dennoch sehr vielen Menschen sehr gut helfen können.
Leider sehe ich immer noch überwiegend verhärtete Fronten. Lasst doch allen ihren Bereich, wir tun uns normalerweise doch nicht weh. Und wie gesagt, die meisten Kollegen, die ich kenne, sind sehr gut in ihrem Therapiefeld und alle halten sich an die Sorgfaltspflicht. Schwarze Schafe gibt es bei uns vermutlich genauso wie bei den Ärzten. Aber die Masse ist weder esoterisch durchtränkt noch leichtsinnig oder überschätzen ihre Möglichkeiten.

@Mitdenker und @Jonica
Wie ist die Qualität der Fortbildungsveranstaltung denn für Heilpraktiker geregelt?
Warum so wenig Zusammenarbeit: Wo, bzw. bei welchen Patienten sehen sie denn die Basis für eine Zusammenarbeit gegeben?

Warum so wenig Zusammenarbeit?
Ich selbst habe keine Schwierigkeiten mit den Ärzten oder der Schulmedizin. Es gibt sogar häufig Empfehlungen von Ärzten, die Patienten zu mir schicken. HNOs, Zahnärzte, Frauenärzte, Allgemeinmediziner, Internisten. Allerdings hat das Jahre gedauert. Es geht aber eben doch auch gemeinsam. Ich schicke aber auch Patienten manchmal erst zum Arzt, Röntgen oder MRT, wenn ich unsicher bin bei der Diagnose.
Ich halte mich für eine durchaus sehr fähige Osteopathin und es gibt viele Kollegen, die sehr gewissenhaft und gut arbeiten. Aber außer dem Osteopathen-Verband wollte noch nie jemand meine Fortbildungspunkte sehen. Man könnte sich auch ausruhen und nie eine Weiterbildung besuchen. Das nervt mich wahnsinnig. Dadurch werden die HPs angreifbar und das meiner Meinung nach völlig zurecht.
Aus diesem Grund bin ich vor zwei Wochen auch aus meinem HP-Verband nach 19 Jahren Mitgliedschaft ausgetreten.
Dennoch gibt es m.E. viele sehr gute HPs, die ihren Patienten helfen können, bei denen die Schulmedizin aber nicht weiterkommt. Dass die Vielfalt der Therapieangebote in Deutschland immer wieder in Gefahr ist, halte ich für schlecht. Die Patienten, die sich dafür entscheiden, zu einem HP zu gehen sind in der Regel mündige Bürger, die man nicht vor den „bösen Scharlatanen“ schützen muss.
Dazu muss man sagen, dass der größte Anteil an Patienten zuerst beim Schulmediziner und dort nicht zufrieden war. Wir nehmen den Ärzten weder Patienten weg, noch gefährden wir die Patienten. Aber eine geregelte Ausbildung sollte wirklich Grundlage sein!

@KuhnJ

Verstanden
Ich habe verstanden:
1. Wer von Heilpraktikern erwartet, dass sie in ihrem Leistungskatalog Spreu und Weizen trennen, ist "unsachlich" und "abwertend", oder, wie Sie weiter unten schrieben, von "Gott-in-Weiß-Gehabe" und Konkurrenzdenken motiviert. Andere Gründe gibt es für Sie nicht.
2. Was Heilpraktiker treiben, geht niemand etwas an.
3. Das wollten Sie hier loswerden. Das habe ich verstanden und akzeptiere, dass Sie zur Sache nichts beitragen wollen. Schade.

Denken
Sie schreiben: "Wenn IGEL-Leistungen identisch mit Heilpraktikerleistungen sind, dann sind - logischerweise - Ihre IGEL-Leistungen "Scharlatanerie"."
Das ist nicht logisch, aber ein Eigentor, weil Sie damit Heilpraktikerleistungen pauschal als Scharlatanerie deklarieren. So weit würde ich dann doch nicht gehen.
Im Übrigen sind es nicht "meine" Igel-Leistungen und ich pflege auch kein Konkurrenzdenken, ich bin nämlich gar kein Arzt. Aber ich habe verstanden, dass Sie wie so viele Heilpraktiker nicht in der Lage sind, kritisch über Ihren Berufsstand zu diskutieren. Deswegen müssen das andere tun - und das Heilpraktikerwesen irgendwann gründlich neu regeln. Leuten wie Ihnen fehlt dazu ersichtlich die Fähigkeit und der Wille.

Mitdenken
Wo üben Sie denn Selbstkritik? Im Geheimen? In homöopathischer Potenzierung? Sie trauen sich ja nicht einmal, mit Klarnamen zu kommentieren.
Alles Unangenehme unter der Decke zu halten, ist in der Szene common sense. Im Ergebnis weiß man letztlich gar nicht, was Heilpraktiker so alles treiben. Wenn es mal eine Umfrage zu den Angeboten der Heilpraktiker gibt, wird das Thema Scharlatanerie bewusst außen vorgelassen: Danach könne man ja nicht fragen, heißt es dann. Es gibt bei den Heilpraktikerverbänden kein Interesse an Transparenz, es gibt auch keinerlei organisiertes Bemühen um Patientensicherheit, keine Bestrebungen zu Versorgungsforschung - im Mittelpunkt steht immer nur der Schutz der Geschäftsinteressen.
Mir dürfen Sie übrigens gerne sagen, ich solle etwas zu Igel-Leistungen (zu denen übrigens alle Heilpraktikerleistungen gehören) oder schlechten Medizinprodukten sagen. In meinem Blog werden auch diese Themen kritisch beleuchtet: http://scienceblogs.de/gesundheits-check/.
Wie gesagt, die ganze evidenzbasierte Medizin ist öffentliche Kritik an Problemen der Medizin. Um den Heilerzirkus geht es in der evidenzbasierten Medizin nur selten. Dass sie dort im Fokus stünden, ist nur eine weitere Wahrnehmungstrübung dieses Milieus.

Worthülsen kaschieren kein Einknicken vor Lobbyarbeit
Das Schlimme an der unsäglichen Umfallermentalität der FDP /Fraktion ist, dass hier mit Worthülsen am eigentlichen (und voher wenigstens andeutungsweise erahnten) Problem vorbei argumentiert wird: "Heilpraktikerzulassung ohne gesetzliche Überprüfung der tatsächlich nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten". Nach wie vor liegt der Sinn in der "Überprüfung" (ausschliesslich) in der Gefahrenabwehr für die Patienten, allerdings ohne Berücksichtigung der krankheitsbedingten Gefahren durch (oft) falsche bzw. wirkunglose Therapien oder das "Vorenthalten" wirksamer Therapien durch Dämonisierung der "Schulmedizin".
Die FDP-Begriffsdefinition von "Heilen" ist zum Heulen; auch Wahrsager, Sterndeuter, Gesundbeter etc. werden von (vielen?) Patienten mit körperlichen und v. a. seelischen Problemen gerne aufgesucht. Gibt es das jetzt auch bald von den Krankenkassen erstattet?
Eine wirklich fundierte (gesetzlich vorgeschriebene und geregelte) medizin-fokussierte(!) Ausbildung von Heilpraktikern sowie entsprechende Haftungregeln fehlen nach wie vor zu wesentlichen Teilen (der Hinweis auf bestehende Gesetze reicht mir da nicht).
Schande über das intellektuelle Versagen der FDP; oder fehtl da nur Rückrat gegenüber der Heilpraktiker-Lobby?

Mitdenken
Die evidenzbasierte Medizin ist im Wesentlichen ein Geschäft innerhalb dessen, was Sie die "Schulmedizin" nennen. Ohne Probleme dort gäbe es sie nicht. Die Heilpraktiker sollten davon lernen und selbst auch versuchen, die Spreu vom Weizen zu trennen, statt ständig mit dem Hinweis auf Missstände in der Medizin ihre eigenen Missstände zu rechtfertigen.

Was ist Evidenzbasierung?
Wenn Sie sich die Definition dessen, was "evidenzbasierte Medizin" meint, werden sie merken, dass da weder die Erfahrung noch die Patientenpräferenzen ausschlossen werden, aber es kommt die externe Evidenz aus Studien dazu, weil das ein unverzichtbares Korrektiv gegen das "ich glaube, dass ich recht habe" ist.

Absage an die evidenzbasierte Medizin

Nachrichten zum Thema

Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.