Politik
Ärztliche Leichenschau soll besser vergütet werden
Mittwoch, 24. April 2019
Berlin – Die ärztliche Leichenschau könnte bald besser vergütet werden. Rund 166 Euro sind künftig für eine eingehende Leichenschau (Leistungsnummer 101) vorgesehen – plus Zuschläge, wie ein Referentenentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) für eine „Fünfte Verordnung zur Änderung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)“ zeigt, der dem Deutschen Ärzteblatt (DÄ) vorliegt. Die Verordnung soll zum 1. Januar 2020 in Kraft treten.
Die Vergütungshöhe – zuzüglich des Wegegeldes beziehungsweise der Reiseentschädigung und gegebenenfalls anfallender Zuschläge – korrespondiere mit dem von einer Arbeitsgruppe der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden (AOLG) zur Verbesserung der Qualität der äußeren Leichenschau 2011 erarbeiteten Vorschlag für die Honorierung, schreibt das Ministerium in der Begründung zum Entwurf.
Die Arbeitsgruppe hatte eine Erhöhung der GOÄ bisher vorgesehenen Vergütung befürwortet und im Regelfall einen Betrag von 170 Euro als angemessen erachtet. Derzeit können Ärzte dafür rund 51 Euro verlangen: Etwa wenn sie nachts oder am Wochenende gerufen werden. Ansonsten liegt der Satz mit knapp über 33 Euro deutlich niedriger.
Wie das Ministerium weiter erklärt, bedürfe es bei der ärztlichen Untersuchung eines Toten mit der Feststellung des Todes und der Qualifikation der Todesart „besonderer Sorgfalt“ – einschließlich des notwendigen Zeitaufwandes und der fachlichen Qualifikation. Darüber hinaus werde „mit der Leichenschau auch wichtige der Rechtssicherheit und weiteren öffentlichen Interessen dienende Aufgaben wahrgenommen“. Die im Gebührenverzeichnis der GOÄ enthaltenen Gebührenpositionen und das damit festgelegte Honorar für die Todesfeststellung entsprächen jedoch nicht mehr den Anforderungen.
Die Kosten der Reform tragen in diesem Fall weder die gesetzliche noch die private Krankenversicherung. Die Leistungen zur Todesfeststellung müssen Hinterbliebene selbst bezahlen. Das Ministerium rechnet mit Mehrkosten von rund 78,9 Millionen Euro pro Jahr, die im Rahmen der Bestattungskosten aufzubringen seien. Die Mehrkosten für Städte und Gemeinden schätzt das BMG durch ordnungsrechtliche Bestattungen und Sozialbestattungen auf rund 3,3 Millionen Euro.
Die Landesärztekammer Baden-Württemberg zeigte sich erfreut über die Pläne. Mit der Berechnungsfähigkeit von Zuschlägen für besondere Umstände bei der Leichenschau und für die Durchführung der Leichenschau zu bestimmten Zeiten werde dem damit verbundenen erhöhten Aufwand Rechnung getragen, erklärte Präsident Wolfgang Miller. Er geht alles in allem derzeit von einer künftigen Vergütung der ärztliche Leichenschau in Höhe von 170 Euro aus.
Von der Bundesärztekammer (BÄK) hieß es, die Leichenschau sei für Ärzte derzeit „nicht einmal annähernd kostendeckend“, wie Klaus Reinhardt, BÄK-Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Ausschusses „Gebührenordnung für Ärzte“ erklärte. Es sei daher gut, dass das Ministerium im Wesentlichen die Vorschläge der Ärzte aufgreife.
Essenziell sei die deutliche Anhebung des Honorars. Ebenso wichtig sei aber die differenzierte Abbildung der vorläufigen und der eingehenden Leichenschau in unterschiedlichen Gebührenpositionen und die Berechnungsfähigkeit von Zuschlägen bei besonderen Todesumständen oder bei einer unbekannten Leiche. Erfreulich sei ebenfalls, dass in Zukunft die sogenannten „Unzeitenzuschläge“ bei Erbringung der Leichenschau in Nacht- oder Abendstunden, an Wochenenden und an Feiertagen berechnungsfähig seien.
Kritisch sieht die BÄK zum Beispiel, die aus den Kalkulationszeiten abgeleiteten zeitlichen Mindestvorgaben, die der Referentenentwurf für die Leichenschau vorsieht. Durch zeitliche Mindestvorgaben seien erneut Abrechnungsstreitigkeiten programmiert, da sie von vornherein bestimmte Fallkonstellationen gebührenrechtlich ausschließen. Daher lehne man diese Mindestvorgaben ab, hieß es.
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