Politik
Zahl der Menschen mit drittem Geschlecht geringer als angenommen
Donnerstag, 9. Mai 2019
Hamburg – Deutlich weniger Menschen als bisher angenommen definieren sich in Deutschland weder als Mann noch als Frau. Wie die Zeit jetzt berichtete, handelt es sich lediglich um einige hundert Personen hierzulande.
Die Wochenzeitung beruft sich auf eine eigene Umfrage bei den Standesämtern der elf größten deutschen Städte. Diese habe ergeben, dass bislang lediglich 20 Personen beantragt haben, ihren Geschlechtseintrag auf „divers“ ändern zu lassen (Stand Mitte April 2019).
Rechne man die Zahlen, die von ähnlichen Umfragen der vergangenen Wochen bestätigt würden, auf ganz Deutschland hoch, seien es rund 150 Fälle, schreibt die Zeit. Eltern medizinisch intersexueller Neugeborener, die ihr Kind als „divers“ eintragen ließen, gibt es in den befragten Städten laut Umfrage bislang keine, heißt es weiter.
Auch im Rahmen der Studie eines europäischen Forscherkonsortiums (DSD-Life) unter Personen mit einem intersexuellen Syndrom bezeichneten sich von 1.040 Befragten nur zwölf selbst als „intersexuell“, die übergroße Mehrheit kreuzte als Geschlecht „männlich“ oder „weiblich“ an. „Menschen mit einer Besonderheit der Geschlechtsentwicklung ordnen sich fast immer einem der beiden Geschlechter zu“, sagte Olaf Hiort, Intersexualitätsexperte an der Universitätsklinik Lübeck.
Das Bundesverfassungsgericht ging der Zeit zufolge in seinem Intersexualität-Urteil 2017, bei dem die Richter einen dritten Geschlechtseintrag im Behördenregister gefordert hatten, noch von bis zu 160.000 Betroffenen aus.
Seitdem gebe es die Diskussion, inwiefern man die Interessen zwischengeschlechtlicher Menschen auch in anderen Bereichen berücksichtigen soll, zum Beispiel mit neuen öffentlichen Toiletten, bei Bewerbungen oder mit neuen Sprachformen wie dem Gender-Sternchen (bspw. „Kolleg*innen“), schreibt die Zeitung. © may/EB/aerzteblatt.de

Intersexualität betrifft Sexus, nicht Gender!
Genau die von #chendrik beklagten, früher üblichen Zwangsbehandlungen sollen durch eben dieses geänderte Personenstandsrecht ja verhindert werden, während sich die ganzen Menschen mit abnormer Geschlechtsidentitär nicht als intersexuell bezeichnen dürfen. Die sind dann "trans" oder "nicht binär" oder notfall "queer"

Intersexualität und Zwangsbehandlungen
Hier wird Intersexuellen unterstellt, praktisch nicht zu existieren und ihre Forderungen nach bspw. einer "Dritten Option" und nach einem selbstbestimmten Leben und freier natürlicher Entfaltung medizinisch abgewertet und zum Teil zunichte gemacht.
Die Medizin der westl. Welt, insbes. Deutschland, meint seit nunmehr 70 Jahren, Intersexuelle in ein normatives Geschlecht (männlich oder weiblich) zwingen zu müssen.
Intersexuelle verhalten sich oft scheinbar eindeutig "männlich" oder "weiblich", weil ihnen durch meist schon frühkindliche Zwangsbehandlungen wie OPs mit ua Kastration, gegengeschlechtlicher Hormonbehandlung (Geschlechtshormone überwinden problemlos die sog. Blut-Hirn-Schranke) und normative Sozialisation ihre eigene Identität geraubt wird.
Viele Betroffene werden sich meist erst im Erwachsenenalter ihrer Zuweisung bewusst, wenn zB Narben schmerzen, sexuelle Irritation besteht, Sexualität zu erleben oft nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich ist, (gegengeschlechtliche) künstliche Hormone zum Teil schwere Nebenwirkungen verursachen usw. und letzten Endes die eigene Identität in Frage gestellt wird. Das alles wäre vermeidbar, wenn man die Menschen seitens der Medizin und der Gesellschaft geschlechtlich so akzeptieren würde wie sie sind. Und "Schönheitsoperationen" an nicht normativen Genitalien (zB Reduktion einer vergrößerten Klitoris) helfen meist nicht den Betroffenen, sondern dienen nur der Beruhigung und Bestätigung eines Betrachters seines stereotypischen Weltbildes.
Die Zahl von 160.000 Intersexuellen in Deutschland ist als realitätsnah einzustufen.
Hendrik Fischer, intersexuell (47XXY), Hormonsubstitution nie vertrage

Attest Pflicht

Zwitter gab/gibt es. Das 3. Geschlecht zum Aussuchen/Wechseln nicht.
Pseudohemaphrodismus schon häufiger
Intersexualität, Transgender halte ich für die Folgen von Missbrauch,
Vergewaltigung u.ä. Männer schlagen Frauen zusammen - lassen sie nicht zu "fürchten" sich vor ihnen, sind geisteskrank, wahnsinnig, schizophren ...
sie selber lehnen sich ab, verachten sich, nehmen Steroide um Erfolge
zu erzielen u.ä. - Das könnten Trennungen, persönliche Einstellungen, Psychotherapien, Orts-Landeswechsel uva ändern.

Trans*

Intersexualität
Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hatte dem Gesetzgeber aufgegeben, im Personenstandsregister ein drittes Geschlecht für intersexuelle Menschen einzuführen, um "die geschlechtliche Identität jener Personen, die weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugeordnet sind" zu ermöglichen.
Paul Martin Holterhus, Professor für Pädiatrische Endokrinologie an der Universität zu Kiel: "Intersexualität ist eine fehlende Übereinstimmung von genetischem Geschlecht, gonadalem Geschlecht sowie körperlichem Geschlecht." Der Chromosomensatz passt z.B. nicht zu den Genital-Manifestationen, die Genitalorgane sind uneindeutig, die Gonaden sind fehlangelegt oder sowohl Hoden- als auch Eierstockgewebe sind vorhanden.
Aber auch das psychische Geschlecht, die bio-psycho-soziale Identität und die im Alltag angenommenen Geschlechterrollen sind bei vielen Menschen nicht nur mit Intersexualität "variabel aufgespannt mit männlichen und weiblichen Elementen, und nicht streng bipolar". Die bio-psycho-sozial-sexuellen Manifestationen, Entwicklungen, Identitäts-Findungen und Ausprägungen sind im übrigen auch im sozialpsychologischen bzw. biografischen Kontext aller Menschen variabel ausgebildet.
Ursachen für Intersexualität "sind chromosomal, monogenetisch oder multifaktoriell":
- Die 45,X/46,XY Gonadendysgenesie ist z.B. eine numerische Anomalie der Geschlechtschromosomen mit einem Y-chromosomalen Mosaik.
- Die Androgenresistenz führt bei Menschen mit XY-Geschlechtschromosomen und nicht ausreichend funktionierendem Androgenrezeptor zu uneindeutigen primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen.
- Zwei numerische Abweichungen der Geschlechtschromosomen, das Turner-Syndrom (45,X0) und das Klinefelter-Syndrom (47/XXY) führen i.d.R. nicht zur Intersexualität.
- Zwei meiner Patienten in meiner Praxis Existieren, Denken, Fühlen, Wollen und Handeln eindeutig weiblich (45,X0) und männlich (47/XXY).
- Das Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKHS) ist eine angeborene Fehlbildung des weiblichen Genitals durch Hemmungsfehlbildung der Müller-Gänge im zweiten Embryonalmonat. Die Ovarialfunktion (Östrogen- und Gestagensynthese) ist nicht gestört, was die normale Entwicklung der weiblichen sekundären Geschlechtsmerkmale ermöglicht. Das MRKH-Syndrom bedeutet als angeborene Fehlbildung, die nur Frauen betrifft, ebenfalls keine Intersexualität.
- Klitoris-Hypertrophie, Penis-Hypoplasie, Hypospadie und Epispadie belegen für sich allein genommen auch keine Intersexualität, sind jedoch Hinweise auf mögliche endokrinologische Störungen mit Auswirkungen auf die sexuelle Identität.
Damit sind Fehl- oder Missbildungen der Genitalorgane ohne zweifelbehaftete Zuordnung der Geschlechtsidentität keine Intersexualität. Auch Transsexualität-, “Wrong-Body-” oder “Gender-Dysphorie-Syndrom”-Betroffene, wie ich sie in 10-jähriger Beratungs-Arbeit und in meiner hausärztlichen Praxis gesehen habe, fallen nicht darunter. Hier steht das Erreichen einer anderen, "richtigeren" männlichen oder weiblichen und sehr selten einer "Zwischenstation" als Zielvorstellung einer bio-psycho-sozial-sexuellen Identitätsbildung dahinter.
82 Millionen Einwohner in Deutschland und eine Prävalenz der Intersexualität von 1 auf 5.000 Geburten bedeutet 16.400 betroffene Personen. Für diesen Personenkreis mit einem “Dritten Geschlecht” hatte das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) in seiner Entscheidung 1 BvR 2019/16 vom 10.10./8.11.2017 entschieden, war allerdings irrtümlich von 160.000 Betroffenen in Deutschland ausgegangen.
Erstaunlich bleibt, dass die Forderung nach einem ärztlichen Attest zur Feststellung einer Intersexualität und der Konsequenz einer Personenstandsregister-Änderung von Beginn an von den Interessenverbänden kritisiert wurde. Die Intergeschlechtlichkeit wird dadurch ebensowenig pathologisiert oder als eine Krankheit behandelt, wie die Feststellung von männlich/weiblich durch Hebammen, ärztliche Geburtshelfer, Krankenhausabteilungen oder Standesbeamte/-innen/-divers.
Weshalb so viele der betroffenen Menschen durch Ärzte/Ärztinnen/divers angeblich traumatisiert seien, dass sie sich nun keine Bescheinigung holten, erschließt sich mir nicht. Die Forderung der "Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualitität", eine reine Selbsterklärung ohne medizinische Begutachtung solle genügen, entwertet und diversifiziert alle Bestrebungen, Intersexualität in die Mitte unserer Gesellschaft zu bringen. Von einer "gefühlten" Intersexualität ohne jegliche körperlich verifizierbaren Zwischenstufen zwischen "männlicher" oder "weiblicher" Physiognomie war im Gegensatz zu Erklärungen von Selbsthilfegruppen bei der Entscheidung des BVerfG juristisch nicht die Rede. Das erklärt nur die Bandbreite der divergierenden Schätzungen von 10.000 bis 160.000 Betroffenen in Deutschland.
Auch die UN hat nicht ihre Hausaufgaben gemacht!
Ohne jegliche Quellenangaben wird seitens einer Unterorganisation der Vereinten Nationen (UN) einfach die Behauptung in die Welt gesetzt, dass bis zu 1,7 Prozent der Babies mit sexuellen Charakteristiken geboren werden, die nicht in die typischen Definitionen von männlich und weiblich passen. Das mache Intersexualität ähnlich verbreitet wie Rothaarigkeit...
"Did you know…?
Up to 1.7 percent of babies are born with sex characteristics that don’t fit typical definitions of male and female. That makes being intersex almost as common as being a redhead!
Being Intersex is about someone’s biological sex characteristics. This includes genitals, gonads, hormone levels and chromosome patterns. It is different from sexual orientation or gender identity – an intersex person could be straight, gay, lesbian, bisexual or asexual, and they might be a woman, a man, both or neither."
https://www.unfe.org/intersex-awareness/
Präzisiert wird das ganze durch einen Faktencheck, der viel weniger spektakulär erscheint, aber dennoch mit dem deplatziert-falschen Vergleich mit der Rothaarigkeit "geschmückt" wird: "According to experts, between 0.05% and 1.7% of the population is born with intersex traits – the upper estimate is similar to the number of red haired people."
https://www.unfe.org/wp-content/uploads/2017/05/UNFE-Intersex.pdf
Frei von Literaturverweisen wird ein Menetekel von überflüssigen (Korrektur)-Operationen und qualvollen Prozeduren behauptet, für die es in der medizinischen Forschung und Entwicklung gar keine konkreten Beispiele gibt. "It has become common practice to subject intersex children to unnecessary surgical and other procedures for the purpose of trying to make their appearance conform to binary sex stereotypes. These often irreversible procedures can cause permanent infertility, pain, incontinence, loss of sexual sensation, and lifelong mental suffering, including depression."
Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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