Vermischtes
Kinder fühlen sich trotz Nacht-Fluglärms nicht müder
Dienstag, 14. Mai 2019
Köln – Kinder schlafen nach einer Untersuchung in von Fluglärm stärker belasteten Gebieten schlechter, fühlen sich deshalb am Morgen aber nicht müder als andere Kinder. „Wir haben den Eindruck gewonnen, dass Fluglärm im alltäglichen Leben keine so große Bedeutung für die Kinder hat wie für die Erwachsenen“, sagte Projektleiterin Susanne Bartels vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Die Ergebnisse wurden heute vorgestellt.
Demnach wachen Kinder bei gleichem Lärmpegel mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit auf als Erwachsene. Anders als bei Erwachsenen sei bei Kindern das Empfinden von Störung oder Ärger über den nächtlichen Fluglärm nicht von der tatsächlich gemessenen Fluglärmbelastung abhängig, hieß es auch. Ausschlaggebend seien vielmehr persönliche Eigenschaften wie Lärmempfindlichkeit oder Ängstlichkeit gegenüber Flugzeugen.
Die Schlafqualität der Acht- bis Zehnjährigen war der Analyse zufolge allerdings schlechter. Ihr Tiefschlaf, der eine wichtige Rolle bei der geistigen und körperlichen Entwicklung und der Erholung von Kindern eine Rolle spielt, war merklich reduziert, nämlich um 2,6 Prozent. „Wenn man die Kinder aber danach fragt, wie hast du in der letzten Nacht geschlafen oder wie fühlst du dich gerade, wie müde bist du, dann sieht man diese Effekte nicht“, sagte Bartels – die Kinder fühlten sich erholt.
Man könne nicht sagen, welche Langzeitauswirkung die Reduktion des Tiefschlafes haben könnte, sagte der Kinder- und Jugendarzt Alfred Wiater. „Dazu müsste man die körperliche, psychische und geistige Entwicklung der Kinder langfristig beobachten und mit der nicht-lärmbelasteter Kinder vergleichen“, sagte der Schlafforscher.
Die Psychologinnen Susanne Bartels und Julia Quehl sind für die Studie in die Kinderzimmer gegangen und haben die Kinder vor dem Schlafengehen mit Messinstrumenten verkabelt, Herzschlag, Hirnströme, Augen- und Muskelbewegungen gemessen und die Kinder am Morgen zu ihrem Schlaf befragt.
Eine Studie aus Hessen zu gesundheitlichen Risiken von Verkehrslärm hatte 2015 aufgezeigt, dass Grundschulkinder bei ständigem Fluglärm langsamer Lesen lernen. Ob und wie genau Fluglärm den Schlaf von Kindern beeinträchtigt, war bisher nicht erforscht. Im Grundschulalter ist das Schlafverhalten nach Angaben der Forscherinnen noch sehr homogen. Darum wählten sie Probanden aus dieser Altersgruppe.
Auf andere Gebiete an Flughäfen wie Düsseldorf oder Frankfurt seien die Ergebnisse nicht übertragbar. Wegen der Kernruhezeiten dort in der Nacht gebe es viel mehr Verkehr in den Randzeiten, wo die Kinder schon schlafen. „Es könnte sein, dass die Kinder da von den Ruhezeiten profitieren, aber in den Randzeiten noch mehr unter dem Lärm leiden“, sagte Bartels.
Der Luftverkehr nimmt zwar zu, gleichzeitig werden aber neuere und leisere Flugzeuge eingeführt, wie das DLR-Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik mitteilte. Die umfassende Einführung leiserer Flugzeuge soll in etwa 20 Jahren abgeschlossen sein. Wie sich das auf die Lärmentwicklung auswirkt, ist Gegenstand der Forschung. © dpa/aerzteblatt.de

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