Medizin
Nanopartikel machen Impfungen über die Haut möglich
Donnerstag, 6. Juni 2019
Potsdam – Wissenschaftler des Max-Planck-Institut (MPI) für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam haben Nanopartikel so weiterentwickelt, dass Immunzellen der Haut – die Langerhanszellen – diese aufnehmen können. Die Zellen befinden sich in dieser obersten Hautschicht, der Epidermis.
Mit der Technologie könnten in Zukunft Wirkstoffe in Langerhanszellen eingebracht werden, um eine kontrollierte Immunantwort des gesamten Körpers zu erreichen, berichten die Forscher in der Zeitschrift ACS Central Science der American Chemical Society (2019; doi: 10.1021/acscentsci.9b00093).
Ausgangspunkt der Arbeit waren die Forschungen von Ralph Steinman (Nobelpreis 2011) und anderer Wissenschaftler, die das Potenzial der dendritischen Zellen zeigten. Zu diesen gehören auch die Langerhanszellen.
Für die Entwicklung eines gezielten Wirkstofftransports, der Medikamente direkt an Langerhanszellen liefert, machten sich die Forscher deren natürliche Funktion zunutze: Als antigenpräsentierende Zellen erkennen sie Erreger, nehmen diese auf und präsentieren Bestandteile dieser Pathogene an Effektorzellen des Immunsystems, die T-Zellen.
Für die Erkennung und Aufnahme verwenden die Langerhanszellen Rezeptoren auf ihrer Oberfläche, die die Umgebung nach Pathogenen durchsuchen. Erreger werden so anhand von Zuckerstrukturen erkannt, die sie auf ihrer Oberfläche tragen. Langerin, ein Protein aus der Familie der C-Typ-Lektine, ist ein solcher Rezeptor auf Langerhanszellen und dient der Erkennung von Viren und Bakterien.
Ein Forscherteam um Christoph Rademacher am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung gelang es, eine synthetische, zuckerähnliche Substanz zu entwickeln, die spezifisch an Langerin auf der Oberfläche von Langerhanszellen bindet.
Basierend darauf entwickelten die Forscher zusammen mit einem wissenschaftlichen Team des Labors für Langerhans-Zellforschung der Medizinischen Universität Innsbruck Nanopartikel, die durch diese Wechselwirkung in Langerhanszellen der menschlichen Haut aufgenommen werden können.
Zusammen konnten die beiden Gruppen zeigen, dass die spezifische Aufnahme der Partikel selbst in der komplexen Umgebung menschlicher Hautzellen aufrechterhalten bleibt. Zum Einsatz kamen dabei Methoden der Durchflusszytometrie und der konfokalen Mikroskopie.
„Diese Partikel stellen nun möglicherweise eine allgemein anwendbare Plattform dar, mittels derer die Forschenden am MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Zukunft an der Entwicklung von neuartigen Impfstoffen arbeiten können“, hieß es aus der Arbeitsgruppe. © hil/aerzteblatt.de
Liebe Leserinnen und Leser,
diesen Artikel können Sie mit dem kostenfreien „Mein-DÄ-Zugang“ lesen.
Sind Sie schon registriert, geben Sie einfach Ihre Zugangsdaten ein.
Oder registrieren Sie sich kostenfrei, um exklusiv diesen Beitrag aufzurufen.
Login
Loggen Sie sich auf Mein DÄ ein
Passwort vergessen? Registrieren

Nachrichten zum Thema


Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.