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Ärzteschaft

Ess-Störungen für junge Diabetiker besondere Gefahr

Montag, 17. Juni 2019

Junge Frau sitzt auf dem Boden, vor ihr ein Törtchen. Sie hält Diät. /VadimGuzhva stock.adobe.com
Essstörungen sind ernsthafte Erkrankungen, bei denen das Essverhalten und das Verhältnis zum eigenen Körper gestört sind. Dazu zählen unter anderem Magersucht, Bulimie und Binge-Eating-Störung. /VadimGuzhva stock.adobe.com

Altdorf/Düsseldorf – Essstörungen gefährden junge Patienten mit Typ-1-Diabetes auf zweierlei Weise: Die Störungen sind bei den Patienten häufiger als in der Normal­bevölkerung. Gleichzeitig können sie zu lebensgefährlichen Stoffwechsel­entgleisungen führen.

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) rufen daher dazu auf, die Kombination dieser beiden Erkrankungen mehr in den Fokus zu rücken. Ärzte und Familienangehörige sollten bei jungen Diabetespatienten stärker auf Anzeichen möglicher Essstörungen achten, empfehlen sie.

Laut den Fachgesellschaft treten Essstörungen bei Typ-1-Diabetikerinnen zwei- bis dreimal häufiger auf als bei gesunden Frauen. Vor allem die Bulimie sei bei jungen Frauen mit Diabetes Typ 1 verbreitet. Aus Angst zuzunehmen, griffen sie zu verschiedenen Strategien, zum Beispiel zu induziertem Erbrechen oder zu Abführmittel in hohen Dosen. Das sogenannte Insulin-Purging sei eine weitere Strategie: Dabei verzichteten die Patienten auf das Spritzen von Insulin, weil sie hofften, so Gewicht zu verlieren. „Damit riskieren sie unumkehrbare Schäden an Nerven und Gefäßen und im schlimmsten Fall sogar ihr Leben“, warnen DDG und DGE.

„Durch den Diabetes müssen sich Mädchen und junge Frauen täglich mit Inhalt und Menge des Essens auseinandersetzen“, erklärt Susan Clever, Diplom-Psychologin aus der Diabetespraxis Blankenese in Hamburg. Gerade in der Pubertät sei die Gefahr groß, dass Maßnahmen, die den Diabetes behandeln sollen, in ein krankhaftes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper führten.

Hinzu komme der tägliche Stress, den die Erkrankung verursache, ein geringes Selbstwertgefühl und eventuell beschämende Aussagen von Mitschülern und Freunden – „die Patientinnen flüchten sich in ein gestörtes Essverhalten“, so Clever. Da die Betroffenen aus Scham nicht über ihre Erkrankung sprächen, seien Ärzte und Angehörige gefragt, bei jungen Patienten mit Diabetes Typ 1 verstärkt auf Anzeichen von Essstörungen zu achten, so ihr Appell. 

Hinweise auf eine Esstörungen können laut Clever unter anderem schwankendes Körpergewicht und sehr hohe Blutzuckerwerte sein.  

© hil/aerzteblatt.de

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