Politik
Linke in Mecklenburg-Vorpommern schlagen Ärztepool gegen Personalmangel vor
Donnerstag, 27. Juni 2019
Schwerin/Neustrelitz – Die zeitweilige Schließung von Klinikabteilungen aus Personalmangel ist aus Sicht der Linken im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern nicht hinnehmbar. Dies verunsichere die Bevölkerung und untergrabe das Vertrauen, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion, Torsten Koplin, gestern. Die vorübergehenden Schließungen, ob in Crivitz, Parchim oder Neustrelitz, wiesen auf ernste Probleme bei der Sicherstellung der stationären medizinischen Versorgung hin.
Koplin forderte als kurzfristige Maßnahme die Bildung eines trägerübergreifenden Ärztepools unter Federführung der Landeskrankenhausgesellschaft. „In ihm sollten die Ärzte gelistet werden, die potenziell bei Engpässen im Wege einer Arbeitnehmerüberlassung an anderen Standorten aushelfen könnten“, schlug Koplin vor.
In den Pool sollten demnach auch Ärzte aufgenommen werden, die bereits im Ruhestand sind, aber zeitweilig aushelfen könnten, sowie ausgebildete Mediziner, die beim Prüfdienst der Krankenkassen (MDK) beschäftigt seien.
Für eine langfristige Lösung müsse Mecklenburg-Vorpommern mehr Medizinstudierende ausbilden, forderte Koplin. Außerdem müssten Ärzte und Pfleger von Bürokratie befreit werden. Der Arztberuf müsse ein bessere Image bekommen.
Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Julian Barlen, sprach sich für eine veränderte Arbeitsteilung aus, um mit dem Medizinermangel umzugehen. „Wir brauchen jede Person, die einen Versorgungsbeitrag leisten kann“, sagte er. Ambulante, teilstationäre und auch stationäre Leistungen müssten aus einer Hand angeboten werden können.
Das DRK-Krankenhaus Neustrelitz hatte angekündigt, seinen Kreißsaal vom 1. Juli bis zum 30. September wegen Personalmangels zu schließen. In der Kinder- und Jugendabteilung der Asklepios-Klinik in Parchim werden seit Pfingsten keine Patienten aufgenommen. Vom 22. bis 28. Dezember 2018 musste das Mediclin-Krankenhaus in Crivitz seinen Kreißsaal ebenfalls wegen Personalmangels schließen.
Der AfD-Gesundheitspolitiker im Schweriner Landtag, Gunter Jess, erklärte mit Blick auf den gravierenden Personalmangel an Kliniken in Mecklenburg-Vorpommern: „Es ist eigentlich nicht zu fassen. Die Zahl der registrierten Ärzte in Deutschland steigt seit Jahren stetig.“ Dass dennoch Klinikbereiche zeitweise geschlossen werden müssten, sei blamabel. Jess wies auf strukturelle Defizite des Gesundheitswesens hin. Er forderte eine zusätzliche Rückkehrprämie für deutsche Ärzte, die im Ausland tätig sind. „Das betrifft zirka 1.250 Ärzte“, sagte er.
Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) hatte vorgestern erklären lassen, sein Haus plane eine gezielte Förderung der Weiterbildung zum Kinder- und Jugendarzt sowie darauf aufbauender Spezialisierungen. Durch die Anstellung an einem Zentrum und die zeitweise „Ausleihe” an kleine pädiatrische Abteilungen soll die Bereitschaft junger Mediziner für eine Tätigkeit im ländlichen Raum gesteigert werden.
Für den Bereich der Hebammen sei eine Studie geplant. So soll herausgefunden werden, wie die Motivation der Hebammen für eine Tätigkeit in der klinischen Geburtshilfe erhöht werden kann. Außerdem werde nach Wegen gesucht, wie ausländische Berufsabschlüsse schneller anerkannt werden können. © dpa/aerzteblatt.de

schon längst passiert
Einen Kollegen aus dem MDK "an die Front" zu schicken, wäre für die Patienten sicher gelegentlich kritisch.

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