Ausland
Mehr als 1.000 Ärzte protestieren in England gegen den Klimawandel
Dienstag, 2. Juli 2019
London – Viele Ärzte in England fordern von der Politik mehr Engagement gegen den Klimawandel. Das berichtet die britische Tageszeitung The Guardian. „Wir sind sehr beunruhigt über die Auswirkungen steigender Temperaturen auf die Gesundheit von Menschen und beachten Vorhersagen über den gesellschaftlichen Zusammenbruch und die daraus resultierende Massenmigration aus den betroffenen Ländern“, schreiben sie in einem öffentlichen Brief.
Aufgesetzt und abgestimmt hat diesen Brief Bing Jones, ein pensionierter Hämatologe aus Sheffield. Die Ärzte im Vereinigten Königreich sind ihm zufolge sehr besorgt über die steigende Erderwärmung und deren Auswirkungen. Die protestierenden Ärzte unterstützen die Schulstreikbewegung „Fridays for Future“ ausdrücklich, die von Greta Thunberg ins Leben gerufen wurde und im kommenden Herbst einen allgemeinen Klimastreik fordert.
„Die Regierungen entziehen sich ihrer Verantwortung, wenn sie eine unzureichende Politik verfolgen, die den Zusammenbruch der Umwelt in Kauf nimmt. Gewaltfreies direktes Handeln wird dann zur vernünftigen Wahl für verantwortliche Personen“, heißt es in dem Brief.
Mehrere Ärzte, die den Brief unterschrieben haben, verglichen die Umweltkrise mit einem kranken Patienten. Aarti Bansal, ein Hausarzt aus Sheffield, sagte laut dem Guardian: „Der Planet hat Fieber, nicht anders als wir, seine Systeme brechen zusammen. Wir haben ein Jahrzehnt Zeit, um zu verhindern, dass dieses Fieber außer Kontrolle gerät, und wir schulden es unseren Kindern und unserem ganzen Leben, so zu handeln, wie wir es in jedem Notfall tun“.
„Höflichkeit macht keinen Sinn mehr und Untätigkeit ist jetzt fahrlässig. Kinder erheben sich, um ihre Zukunft zu sichern. Wir müssen jetzt direkt mit ihnen handeln“, sagte Jones.
Vor wenigen Wochen hatte das „UK Health Alliance on Climate Change“ die Regierung in London aufgefordert, die Emissionen von Treibhausgas noch vor dem Jahr 2050 auf Null zu senken. Zu der Allianz gehören unter anderem das Royal Collage of Physicians, das British Medical Journal und die Fachzeitschrift The Lancet.
Linda Luxon, Chair der Allianz, betont in einem Offenen Brief an die Premierministerin, das Bündnis stehe für mehr als 650.000 Ärzte und andere Fachkräfte im Gesundheitswesen im Vereinigten Königreich. Rund 79 Prozent davon verträten die Auffassung, Großbritannien sollte seine Treibhausgase in den kommenden Jahrzehnten möglichst rasch auf Null senken.
Verlust der Wirtschaftskraft
Unterdessen hat die Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) der UNO davor gewarnt, dass der Klimawandel bis 2030 weltweit zu Produktivitätsverlusten in der Wirtschaft führen könnte. Die Verluste entsprächen rund 80 Millionen Vollzeitarbeitsplätzen, heißt es in einem Bericht der ILO. In den nächsten zehn Jahren werde die Zahl der Gesamtarbeitsstunden demnach weltweit um 2,2 Prozent abnehmen. Am stärksten betroffen sind die Landwirtschaft und das Baugewerbe.
Die Autoren betonten, es handele sich dabei um eine „konservative Schätzung“. Sie beruhe auf der Annahme, dass die Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad Celsius begrenzt wird.
In den besonders heißen Regionen Westafrika und Südasien werden die Konsequenzen laut Report noch drastischer ausfallen. Die Menschen in den ärmsten Regionen der Welt würden am stärksten unter der Entwicklung leiden und die größten wirtschaftlichen Verluste erleben, heißt es in dem Bericht. Der Klimawandel verstärke folglich die bereits bestehende wirtschaftliche Ungleichheit. © hil/afp/aerzteblatt.de

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