Politik
Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen wollen eng in Strukturwandel eingebunden werden
Mittwoch, 3. Juli 2019
Düsseldorf – Die Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen (NRW) befürchten durch die neue Krankenhausplanung einen Kahlschlag in der stationären Versorgung. Grundlage für die Planung ist ein Gutachten, das vom NRW-Gesundheitsministerium beauftragt wurde, und bereits Vorläufer in anderen Bundesländern hat.
Es stehe die Reduktion von aktuell 350 Klinikstandorten auf 80 unausgesprochen im Raum, sorgte sich der Vorstand der Landesgruppe NRW des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) anlässlich seiner diesjährigen Managementtagung in Iserlohn.
Der Vorstand der Landesgruppe befürchtet eine einseitige, kassennahe Bewertung der Krankenhausstruktur in NRW, wenn das Design der Studie dem der bereits veröffentlichten aus Bayern und Niedersachen entspricht. In diesen komme Studienautor Reinhard Busse zum Ergebnis, dass mit etwa 20 Prozent der Kliniken die Gesundheitsversorgung geleistet werden könne, hieß es.
„Anstatt einer ausschließlich am Kapazitätsabbau orientierten Betrachtung müssen unterschiedliche Interessen abgewogen werden. Wesentlich ist, dass der Prozess sich an den Versorgungsrealitäten und den Bedürfnissen der Bürger in den Regionen orientieren muss“, erklärte Wolfgang Mueller, Vorsitzender der VKD-Landesgruppe in Nordrhein-Westfalen.
Rationierung wissenschaftlich kaschiert
Er sprach einem beliebten Verfahren, „Rationierung mit einem wissenschaftlichen Mäntelchen zu kaschieren“. Dass strukturelle Anpassungen notwendig seien, werde nicht bestritten. Allerdings müsste die beteiligten Akteure auf lokaler und regionaler Ebene frühzeitig eingebunden werden – von der Planungs- bis zur Umsetzungsphase.
Die Landesgruppe unterstützte ein neues Grundsatzpapier der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW), das auf der Tagung vorgestellt wurde und eine regionale Ausrichtung des Strukturwandels mit Augenmaß und Realitätsbewusstsein fordert. Das Papier umreißt, wie die Landeskrankenhausplanung 2019 bis 2030 aussehen könnte.
„Voraussetzungen sind für uns in der Umsetzung, dass der Prozess sich konsequent an den Versorgungsbedürfnissen der Bürger in den Regionen orientiert und transparent ausgestaltet ist“, sagte KGNW-Präsident Jochen Brink. Er betonte zugleich, die KGNW sei offen für einen Strukturwandel zur Weiterentwicklung der stationären Versorgung und unterstütze Strukturveränderungen.
„Bei der Weiterentwicklung der Krankenhausstrukturen darf aber nicht der Aspekt des Kapazitätsabbaus im Vordergrund stehen. Die Zeit der kalten Strukturbereinigung müssen wir hinter uns lassen. Wir brauchen eine gestaltende Gesundheitspolitik“, betonte Brink. Es mache keinen Sinn, Kapazitäten kurzfristig abzubauen, die künftig wieder gebraucht würden.
Nach dem Konzept der KGNW sollen die beteiligten Akteure auf lokaler und regionaler Ebene daher frühzeitig partnerschaftlich in der Planungsphase zusammenarbeiten. Die Strukturveränderung müsse zudem unter der politischen Federführung des Landes koordiniert, moderiert und verantwortet werden. Dazu gehöre auch, dass das Land seinen Investitionsverpflichtungen nachkomme, so Brink.
Vor wenigen Tagen hatte Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) seine Entschlossenheit bekundet, die Krankenhauslandschaft umzugestalten. Er werde seine Bemühungen fortsetzen, eine Spezialisierung und Zentralisierung der Krankenhäuser zu erreichen, hatte er im Rahmen der ersten Phase der Ruhr-Konferenz auf der Zeche Zollverein in Essen erklärt. Dies dürfe aber in keinem Fall zulasten der Qualität der Versorgung gehen. © hil/may/aerzteblatt.de

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