Ärzteschaft
Musiktherapeuten wollen Kostenübernahme der Kassen für ambulante Behandlung
Mittwoch, 17. Juli 2019
Berlin – Nach dem Gutachten des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zum Nutzen von Musiktherapie bei Krebserkrankungen fordert die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft (DMtG) politische Konsequenzen.
„Die Studie untermauert die langjährigen positiven Erfahrungen der Musiktherapie, nun braucht es weitere Regelungen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der DMtG, Lutz Neugebauer. Er kritisierte, nicht alle Patienten in der Versorgung profitierten von musiktherapeutischen Behandlungen, denn ambulante Angebote durch qualifiziert ausgebildete Musiktherapeuten würden von den Krankenkassen nicht übernommen.
Als „skandalös“ bezeichnete es Neugebauer, dass Musik- und Tanztherapie im Anhang der Heilmittelrichtlinie aus dem Jahr 1992 als Ausschluss aufgeführt seien. Die Gründe dafür seien nach intensiver Recherche heute weder auffindbar noch nachprüfbar. Deshalb brauche es nach mehr als 25 Jahren und vielen internationalen Studien eine neue Bewertung, so Neugebauer.
„Musiktherapie hilft Tag für Tag Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen, Demenz, nach einem Schlaganfall oder nach erlittenen Traumata – besonders auch bei sprachlichen Beeinträchtigungen“, hieß es aus der DMtG. Konkret fordert die Gesellschaft, in einem ersten Schritt zeitlich und regional begrenzte Modellprojekte mit Krankenkassen zur musiktherapeutischen Versorgung.
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„Musiktherapie kann keine Krankheiten heilen, aber bei vielen Krankheiten und Störungen kann sie die Lebensqualität erhöhen, psychisches Leid lindern und Entwicklungsmöglichkeiten fördern“, heißt es in einem Grundlagenpapier der DMtG. Dazu sei es auch nicht erforderlich, dass der Patient musikalische Fähigkeiten besitze oder gar ein Musikinstrument spiele.
Das IQWiG hatte vor einigen Tagen die finale Fassung eines Health-Technology-Assessments (HTA) zu dem Thema „Musiktherapie bei Krebs“ veröffentlicht. Die vom IQWiG beauftragten Wissenschaftler kommen zu dem Fazit, dass eine Musiktherapie psychische Begleitsymptome einer Karzinomerkrankung (beziehungsweise ihrer Behandlung) wie etwa Abgeschlagenheit oder Angst sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität kurzfristig nach der Therapiesitzung günstig beeinflussen.
Für Aussagen zu langfristigen Effekten sowie bei begleitender Depression oder chronischen Schmerzen fehle es jedoch an Daten. Lücken gebe es auch bei Studien, die Kostenaspekte untersuchten, so die Wissenschaftler. © hil/aerzteblatt.de

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