Medizin
Körperliche Aktivität könnte kognitiven Verfall durch Beta-Amyloide verzögern
Donnerstag, 18. Juli 2019
Boston – Gesunde Teilnehmer einer Langzeitstudie, die aufgrund von Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn ein erhöhtes Risiko auf eine Alzheimer-Demenz hatten, konnten ihre kognitiven Fähigkeiten länger erhalten, wenn sie körperlich aktiv waren. Dies zeigen Beobachtungen der Harvard Aging Brain Study in JAMA Neurology (2019; doi: 10.1001/jamaneurol.2019.1879).
Die „Harvard Aging Brain Study“ begleitet eine Gruppe von betagten US-Akademikern, deren Hirnstruktur und Funktion regelmäßig untersucht wird. Mit der Magnetresonanztomografie wurde bisher 2- bis 5-mal die Ausdehnung der grauen Hirnsubstanz gemessen. Das Ausmaß der Ablagerungen von Beta-Amyloiden wurde zu Beginn mit der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) bestimmt (Tracer war Pittsburgh Compound B). Die kognitiven Fähigkeiten werden regelmäßig mit dem „Preclinical Alzheimer Cognitive Composite“ (PACC) überprüft, der speziell für die Frühdiagnose des Morbus Alzheimer entwickelt wurde.
Zu den spannenden Fragen gehört derzeit, ob – mangels einer medikamentösen Prophylaxe – körperliche Aktivität in der Lage sein könnte, die Entwicklung der Alzheimer-Demenz zu beeinflussen. Darauf haben in den letzten Jahren eine Reihe von epidemiologischen Studien hingewiesen. Die „Harvard Aging Brain Study“ könnte hier aufgrund der detaillierten Untersuchung der Teilnehmer einen wichtigen Beitrag leisten.
Körperlich aktive Teilnehmer bauen kognitiv langsamer ab
Die 182 Teilnehmer der Studie hatten im Alter von im Mittel 73,4 Jahren über eine Woche einen Pedometer getragen, der ihre täglichen Bewegungen registrierte. Im Durchschnitt hatten die Senioren 5.577 Schritte am Tag zurückgelegt, also weniger als die empfohlenen 10.000 Schritte.
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Ein Team um Jasmeer Chhatwal vom Massachusetts General Hospital in Boston hat die Schrittzahlen mit den Ergebnissen im PACC in Beziehung gesetzt. Die Ergebnisse zeigen, dass der von den Beta-Amyloid-Ablagerungen (im PET) angezeigte Rückgang der kognitiven Fähigkeiten tatsächlich langsamer ausfiel, wenn die Teilnehmer sich mehr bewegt hatten. Auch die Auswirkungen der Hirnatrophie (Rückgang der grauen Hirnmasse) fiel bei den körperlich aktiven Teilnehmern der Studie etwas geringer aus.
Dies lässt vermuten, dass körperliche Aktivität in der Lage sein könnte, die unvermeidliche Entwicklung eines Morbus Alzheimer wenn nicht verhindern so doch hinauszögern könnte. Interessanterweise war die Assoziation unabhängig von den kardiovaskulären Risikofaktoren. Die protektive Wirkung lässt sich also nicht allein darauf zurückführen, dass körperlich fitte Menschen eine bessere Hirndurchblutung haben. Worauf die zusätzliche Schutzwirkung zurückzuführen sein könnte, ist unklar. © rme/aerzteblatt.de
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